Der Fahrradboom der vergangenen Jahre und die immer beliebter werdenden E-Bikes haben einen neuen Lehrberuf hervorgebracht: den Fahrradmechatroniker. Wir erklären, was die Aufgaben sind und wo man diesen Beruf erlernen kann.
Ob Mountainbike, Cityrad, Rennrad, E-Bike oder eScooter – die Auswahl verschiedener Fahrradtypen und elektrischer Zweiräder steigt. Auch die Nachfrage wächst. In Städten setzen sich Menschen immer öfter aufs Rad, weil es umweltfreundlich und oft praktischer ist, als das Auto oder den Bus zu nehmen. Die komplexer werdende Technik der verschiedenen Fahrräder verlangt auch mehr Fachwissen und technisches Know-how vom Hersteller und Verkäufer der Räder. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, gibt es seit August 2019 in Österreich den Ausbildungslehrgang zum Fahrradmechatroniker.
Die Aufgaben eines Fahrradmechatronikers sind die Montage, Reparatur, Wartung, Um- und Aufrüstung von Fahrrädern und E-Bikes. Im Gegensatz zum herkömmlichen Fahrradmechaniker kümmert sich ein Fahrradmechatroniker ebenso um hydraulische, hydropneumatische und elektronische Elemente am Rad. Auch kommt im Vergleich zu früher eine größere Vielzahl von Werkstoffen zum Einsatz. Nicht zuletzt ist die Kundenberatung beim Kauf, bei der Reparatur und bei der Umrüstung von Fahrrädern ein wichtiger Arbeitsbereich des Fahrradmechatronikers. Er arbeitet in der Regel in der Fahrradproduktion, im Fahrrad-Einzelhandel oder im Fahrradverleih.
Um mehr Experten auf dem Gebiet der Elektrotechnik und Mechanik an Fahrrädern und E-Bikes zu gewinnen, hat die Österreichische Wirtschaftskammer ein offizielles Ausbildungsprogramm festgelegt. Es handelt sich um eine duale Ausbildung, die von einer Fahrradwerkstatt oder einem Fahrrad-Produktionsunternehmen betreut wird. Die Berufsausbildung dauert drei Jahre. Geeignet ist die Ausbildung für technisch begabte Menschen mit Begeisterung für Fahrräder. Weitere Voraussetzungen sind Geschicklichkeit, Kommunikationsfreude und ein gutes Auge für Details. Auch PC-Kenntnisse sind hilfreich, da Verkauf, Bestellungen und Verwaltung meist über den Computer abgewickelt werden.
Eine Ausbildung zum Fahrradmechatroniker ist mit jedem Schulabschluss möglich. Für potenzielle Arbeitgeber sind besonders die Leistungen in naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik und Mathematik relevant, da die Berufsausbildung viele technische und mathematische Schnittstellen besitzt. Mehr Informationen zu dem Lehrgang findest du im Bundesgesetzblatt Österreich die Ausbildungsordnung zum Fahrradmechatroniker.
Auch Quereinsteiger, die bereits Arbeitserfahrungen mit klassischen Fahrrädern hatten, können eine berufsbegleitende oder berufsaufbauende Weiterbildung zum Fahrrad-Techniker am Wirtschaftsförderungsinstitut (Wifi) absolvieren. Für diese Ausbildung ist einschlägige Erfahrung in der Fahrradtechnik Voraussetzung.
Bis in die 1970er Jahre gab es in Österreich die Ausbildung zum Fahrradmechaniker. Dann wurde sie mit dem Argument, sie sei nicht mehr zeitgemäß, abgeschafft. Heute gehört die Förderung von nachhaltiger Mobilität zu den wichtigsten klimapolitischen Zielen des Landes. Passend dazu steigt die Beliebtheit des Radfahrens, insbesondere von E-Bikes. Die machten 2017 bereits 29 Prozent des Gesamtmarktes aus. Als Reaktion auf die steigende Zahl von Elektrofahrrädern wuchs auch der Bedarf an entsprechenden Fachleuten. Der soll mit der Einführung des Lehrberufs des Fahrradmechatronikers gedeckt werden.
Wegen der rasanten Weiterentwicklung technischer Komponenten in der Fahrradtechnik und weil immer neue Modelle auf den Markt kommen, sind regelmäßige Weiterbildungen in diesem Berufsfeld wichtig. Dies gilt beispielsweise auf dem Gebiet der Batterie- und Akkutechnik oder bei den zu verwendenden Werkstoffen. In der AMS Weiterbildungsdatenbank gibt es eine große Auswahl von Weiterbildungsangeboten. Zum Erreichen eines höheren Bildungsabschlusses können Interessenten zudem eine zweijährige Werkmeisterschule in der Fachrichtung Mechatronik absolvieren.
Mit der wachsenden Bedeutung von nachhaltiger Mobilität wird auch die Nachfrage nach Fachkräften in der Fahrradbranche weiter steigen. Gute Zukunftsaussichten also für diesen Beruf.
Lesetipp – Auch dieser Artikel könnte dich interessieren: Die zehn beliebtesten Lehrberufe Österreichs