Eine junge Person steht an einer Tür mit Einkäufen und überreicht sioe einer älteren Person
Wohnkonzepte

Mehrgenerationenhäuser Österreich: Wohnen mit Jung und Alt

Die Menschen werden immer älter. Und leben immer häufiger allein. Das Mehrgenerationenwohnen will Jung und Alt wieder zusammenbringen. Wir stellen beispielhafte Projekte in Österreich vor.

Lesedauer: 4 Min.

Früher war es ganz normal: Das Zusammenleben als Großfamilie mit mehreren Generationen unter einem Dach. Auf dem Land gibt es das vereinzelt bis heute. Doch diese Lebensform ist selten geworden. Und viele finden, dass wir etwas verloren haben, das wertvoll war. Ein Drittel der Ruheständler in Österreich lebt alleine. Mehrgenerationenhäuser fördern die Begegnung, den Austausch und die gegenseitige Unterstützung zwischen Menschen unterschiedlicher Generationen.

Eine alte Frau hilft einem jungen Mädchen bei einer Schulaufgabe
Gegenseitige Unterstützung: Ältere Nachbarn helfen bei der Kinderbetreuung.

Mehrgenerationenhaus und Mehrgenerationenwohnen

Der Begriff Mehrgenerationenhaus wird auch für Treffpunkte verwendet, an denen sich unterschiedliche Altersgruppen im Rahmen gemeinsamer Aktivitäten begegnen. Hier soll es jedoch nur um das Mehrgenerationenwohnen, das gemeinsame Leben an einem Ort, in einer Wohnanlage, in einem Haus oder in einem Haushalt gehen.

Die räumliche Nähe erleichtert die Begegnung, oft sind auch gemeinschaftlich genutzte Räume vorgesehen. Die Vorteile dieses Wohnkonzepts liegen auf der Hand: Ältere Menschen sind stärker eingebunden und nehmen teil am Leben der jüngeren Generationen. Sie bekommen leichter Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags, etwa im Haushalt, beim Einkauf oder beim Umgang mit Smartphones und Computern. Auf der anderen Seite haben auch die Alten etwas anzubieten: Sie unterstützen Familien bei der Betreuung der Kinder und helfen bei den Hausaufgaben. Zum rein praktischen Nutzen kommt ein unschätzbarer Wert: Die Begegnung von Menschen unterschiedlichen Lebensstufen gehört zum Leben einfach dazu.

„Haus im Leben” in Tirol

In den 96 Wohnungen der Wohnanlage „Haus im Leben“ im Westen von Innsbruck wohnen 150 Menschen aller Altersgruppen. Die Wohnungen sind zwischen 45 und 100 Quadratmetern groß. Es wird auf eine gute Durchmischung auf jedem Stockwerk geachtet. Jeweils ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner soll unter 40 sein, ein Drittel zwischen 40 und 60 und ein Drittel über 60 Jahre alt.

Zum Haus gehören ein gemeinsamer Garten, eine Gemeinschaftsküche, Gästewohnungen und andere Gemeinschaftsräume. Die Gewerbebetriebe im Erdgeschoss kommen nicht nur den Bewohnenden zugute, sondern beleben auch die Nachbarschaft. Neben Arzt- und Physiotherapie-Praxen haben sich hier unter anderem ein Stadtteiltreff, eine Kinderkrippe, ein Café und ein Friseur niedergelassen.

Das „Haus im Leben” Konzept entwickelte der Innsbrucker Unternehmensberater Anton Stabentheiner. Umgesetzt wurde es mit einer gemeinnützigen Gesellschaft, unterstützt durch Mittel der Wohnbauförderung. Solche Wohnanlagen stehen mittlerweile an fünf Standorten in Tirol und Niederösterreich.

In den „Häusern im Leben” sollen die Vorteile genutzt werden, die auch eine Großfamilie bietet. Wenn jemand einmal nicht selbst kochen oder einkaufen kann, wird er vom Nachbarn versorgt. Nachbarinnen im Ruhestand schauen, wenn nötig, nach den Kindern. Um die Vernetzung der Bewohner und Bewohnerinnen kümmert sich eine Wohnbegleiterin. Sie organisiert auch gemeinsame Veranstaltungen wie Feiern, Mietergemeinschaftssitzungen und Ausflüge, dient als Ansprechperson für alle Anliegen und vermittelt ehrenamtliche oder professionelle Hilfeleistungen. Die Wohnbegleitung wird von den Bewohnerinnen und Bewohnern finanziert.
Trotz der vielen Angebote über den eigenen Wohnraum hinaus sind die Mieten bezahlbar.

Projekte in Wien und Umgebung

Bei vielen gemeinschaftlich organisierten Wohnprojekten steht das Mehrgenerationenwohnen zwar nicht im Vordergrund, ist aber Teil des Konzepts, so etwa in der „Sargfabrik” in Wien-Penzig, im „Wohnprojekt" in der Leopoldstadt, 2. Bezirk, oder der Gemeinschaft „B.R.O.T.” in Pressbaum im Wienerwald.

Auch im Rahmen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus sind in den vergangenen 15 Jahren mehrere Projekte mit generationsübergreifendem Ansatz entstanden.
Auf drei Baugrundstücken am Mühlgrund in Döbling (19. Bezirk) entstanden beispielsweise bis zum Jahr 2011 insgesamt drei geförderte Wohnhausanlagen mit rund 150 Wohneinheiten. Sie sollten den Bedürfnissen älterer Menschen Rechnung tragen und den Zusammenhalt zwischen den Generationen stärken. Neben barrierefrei zugänglichen, behindertengerecht adaptierbaren und flexibel gestaltbaren Wohnungen gehören zum Projekt eine Seniorenwohngemeinschaft, viele Gemeinschaftseinrichtungen und Räume für Begegnung und Kommunikation.

Auch die über 340 geförderten Wohnungen der „Oase 22” in der Donaustadt im 22. Bezirk sind dem Zusammenleben aller Generationen gewidmet. Die im Jahr 2014 fertiggestellte „Oase 22” war eines der Leitprojekte für den neuen Stadtteil „Neu Stadlau”, der auf einem ehemaligen Industriegelände entstand. Das Projekt bietet Raum für unterschiedliche Wohnformen, es gibt 30 Wohnungen für betreutes Wohnen. Außerdem steht ein Senioren- und Pflegehaus der Caritas neben dem Studentenheim „Base 2”.

Eine Familie kocht zusammen
Es gibt sie noch: die Großfamilien unter einem Dach
Deine Finanzierung

Du möchtest dein Haus barrierefrei umbauen oder unterschiedlichen Generationen deiner Familie separate Wohnbereiche bieten? Eine Finanzierung, beispielsweise mit dem ImmoFlexKredit von Wüstenrot ermöglicht dir die Umsetzung deines Wohnprojekts. Mit einem Bausparvertrag, zum Beispiel dem Smarten Bausparen von Wüstenrot, kannst du die nötigen Eigenmittel für ein Darlehen ansparen. Eine Finanzberaterin oder einen Finanzberater in deiner Nähe findest du hier.

Großfamilie 2.0

Auch mit der eigenen Familie wird die Idee der Großfamilie weiterhin und wieder neu gelebt: Kinder-, Eltern- und Großelterngeneration leben zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Anders als früher werden die Wohnbereiche heute jedoch stärker voneinander getrennt, die junge Familie und die Oldies bewohnen unterschiedliche Stockwerke, oft gibt es separate Eingänge.

Ein solches Mehrgenerationen-Einfamilienhaus kann aus dem bestehenden Haus der Großeltern entstehen, das durch Umbau, Anbau oder Aufstocken vergrößert und modernisiert wird. Für die junge Familie erleichtert das die Finanzierung, sie muss kein Grundstück erwerben und kann die vorhandene Immobilie mitnutzen.

Aber auch das Bauen von Einfamilienhäusern für mehrere Generationen ist ein Thema. Sogar Fertighaus-Anbieter haben den Bedarf erkannt und bieten Mehrgenerationenhäuser „von der Stange” an.

Bei der Planung empfiehlt es sich zu bedenken, dass sich die Umstände und Bedürfnisse in der Familie im Lauf der Zeit ändern. Die Raumaufteilung sollte daher flexibel angelegt werden, sodass in Zukunft Änderungen unkompliziert vorgenommen werden können. Egal ob Anbau-, Umbau oder Neubau: Ein Mehrgenerationenhaus sollte komplett barrierefrei gestaltet werden. 

Mehrgenerationen-WGs

Hier öffnen Seniorinnen und Senioren ihre Wohnungen für Studierende und junge Erwachsene, die dann zu Mitbewohnern werden. Die jungen Menschen bekommen einen Wohnraum für eine günstige Miete. Im Gegenzug unterstützen sie die älteren Mitbewohner:innen durch Hilfe im Haushalt, beim Einkauf oder notwendigen Besorgungen. Jung und Alt finden sich auf Plattformen wie www.wohnbuddy.com.

Fazit:

Das Mehrgenerationenwohnen hat viele Gesichter. Es ist die moderne Variante der traditionellen Großfamilie.  Wie es auch immer umgesetzt wird –  alle Formen vereinen unterschiedliche Generationen unter einem Dach, fördern das Gemeinschaftsgefühl, die gegenseitige Unterstützung im Alltag und den Austausch zwischen Jung und Alt. Ältere Menschen bleiben durch die Jungen „am Zahn der Zeit“, junge Menschen profitieren von Erfahrungen des Alters. Mehrgenerationenwohnen erweitert den Horizont, macht das Leben von Jung und Alt reicher und vollständiger.

FAQs – häufig gestellte Fragen

Für wen ist ein Mehrgenerationenhaus geeignet?
Das Konzept des Mehrgenerationenhauses bzw. des Mehrgenerationenwohnens eignet sich für alle Menschen unabhängig von Herkunft, Alter, Kultur oder Einkommen. Wichtig ist die Neugier auf andere Generationen, die Lust, Kontakte zu knüpfen, ins Gespräch zu kommen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Mehrgenerationenhaus und Mehrgenerationen-Wohnprojekt?
Mit dem Begriff Mehrgenerationenhaus ist meist ein örtlicher Treffpunkt für alle Generationen gemeint, in denen sich Jung und Alt bei gemeinsamen Aktivitäten begegnen. Beim Mehrgenerationenwohnen dagegen leben mehrere Generationen unter einem Dach.

Was ist der Unterschied zwischen betreutem Wohnen und Mehrgenerationenwohnen?
Das betreute Wohnen ist ein Angebot, das sich an bestimmte Personengruppen, meist Senioren, richtet.  Sie können zwar weitgehend selbstständig in einer eigenen Wohnung leben, benötigen aber Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben oder wünschen die Sicherheit, dass im Notfall schnell Hilfe verfügbar ist.Das Mehrgenerationenwohnen ist dagegen eine Wohnform für Menschen verschiedener Altersgruppen. Sie fördert die Begegnung, den Austausch und die gegenseitige Unterstützung zwischen den Generationen.

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