Das Kinderzimmer ist jung. Kinder bekamen in den letzten 100 Jahren mehr Platz. Ihr Zimmer entwickelt sich vom einfachen Schlafplatz zu einem multifunktionalen Lebensraum. Wir beleuchten die Geschichte des Kinderzimmers ab den 1920er-Jahren und geben altersgerechte Einrichtungsideen.
Die Anforderungen an das Kinderzimmer sind vielfältig. Kaum ein Raum in der Wohnung wird so multifunktional genutzt wie das Kinderzimmer– zum schlafen, arbeiten, spielen. Wir zeigen, wie die Einrichtung den Bedürfnissen und Interessen von Kindern und Jugendlichen am besten gerecht wird. Doch zunächst schauen wir in die Geschichte. Über ihr eigenes Reich verfügen die Jüngsten in unserer Gesellschaft noch gar nicht so lange.
Als erste Bausparkasse in Österreich leistet Wüstenrot seit 1925 einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von Wohneigentum.
Entdecke hier unsere Artikelserie zu "100 Jahre Wohnen", die sich mit der Entwicklung des Wohnens im Laufe von 100 Jahren beschäftigt:
100 Jahre Eigenheim – die kurze Geschichte des Einfamilienhauses
100 Jahre Wohnzimmer – das Zentrum des Familienlebens
100 Jahre Esskultur – eine kleine Kulturgeschichte der Ernährung und des Essens
Bevor das Kinderzimmer im 20. Jahrhundert zum festen Bestandteil moderner Wohnungen wird, ist es ein Luxus, den sich nur wohlhabende Familien leisten. In ländlichen Gebieten und Arbeiterfamilien teilen sich Kinder in der Regel ein Bett mit Geschwistern. An individuelle Zimmer für einzelne Familienmitglieder ist meist nicht zu denken. Die Wohnräume sind klein, Familien schlafen, arbeiten und essen häufig in einem Raum. Wohlhabende Bürgerfamilien in den Städten hingegen richten Kinderstuben ein, die zum Schlafen und Spielen dienen. Meist jedoch wurden sie von Gouvernanten oder Kindermädchen beaufsichtigt. Dieses soziale Gefälle prägt die Entwicklung des Kinderzimmers bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts leben die unteren Schichten noch sehr beengt. Die Kinder schlafen im Elternschlafzimmer. Im Mittelstand hingegen achtet man vermehrt darauf, Kindern eigene Bereiche zu schaffen. Als Raum zur Entfaltung sieht man das Zimmer allerdings nicht an. Die Einrichtung ist funktional, besteht aus Bett(en), Kleiderschrank und einem kleinen Tisch. Wo sich mehrere Kinder ein Zimmer teilen, gibt es auch Stockbetten.
Mit dem wachsenden Wohlstand seit den 1950er-Jahren werden Wohnungen und Häuser größer, Wohnraum wird großzügiger geplant. Alle Räume sind beheizbar. Möbelhersteller beginnen, ganze Kinder- und Jugendzimmer als Komplettlösungen anzubieten. Trotzdem verfügt nur rund ein Drittel der Zehnjährigen in Mitteleuropa über ein eigenes Bett. Gerade in ländlichen Regionen schlafen mehrere Kinder weiterhin im selben Bett.
In den 1960er Jahren etabliert sich das Kinderzimmer als fester Bestandteil moderner Wohnungen. Kinderzimmer wurden zunehmend in Neubauten berücksichtigt, insbesondere in Einfamilienhäusern. Eltern betrachten das Kinderzimmer nicht mehr nur als Schlafraum, sondern auch als Rückzugsort des Kindes zum Lernen, Spielen und sich entfalten. Reformpädagogische Ansätze betonten die Bedeutung eines anregenden Umfelds für Kinder. Das macht sich in den Folgejahren auch in der Einrichtung der Kinderzimmer bemerkbar. Die Wände bekommen Farbe und zu der einstigen Grundausstattung gesellen sich Spielzeugregale, Kindertische und -Stühle.
In den 1970er und 1980er Jahren bieten große Möbelhändler Kinder- und Jugendzimmer als vorgefertigte Sets an. Kinder dürfen ihr Zimmer mitgestalten. Die Einrichtung wird farbenfroher und kindgerechter. Teppiche, Tapeten und Bettwäsche spiegeln mit Motiven wie Autos, Prinzessinnen oder dem Weltraum Interessen von Kindern oder aktuelle Trends der Popkultur wider. Besonders beliebt sind Textilien mit Motiven von Figuren aus Zeichentrickserien oder Filmen. Das Kinderzimmer wird zum Ausdruck der Persönlichkeit.
„Mitwachsende Möbel” werden populär: modulare Möbel, verlängerbare Betten, höhenverstellbare Schreibtische und Stühle. 1977 öffnet der erste Ikea-Markt in Österreich und bietet ein Kinderbett an, das mit herausnehmbaren Gitterstäben die Baby- und Kleinkindphase abdeckt und danach zur Kindercouch umfunktioniert werden kann.
Hochbetten schaffen mehr Platz im Kinderzimmer. Besonders beliebt: multifunktionale Hochbetten mit integriertem Schreibtisch.
Ab den 1990er Jahren halten elektronische Geräte wie CD-Player, Fernseher, Spielekonsole, Computer und später Smartphones und Tablets Einzug. Das Kinderzimmer wird zunehmend multifunktional, ein Raum, in dem Kinder schlafen, lernen, spielen und zunehmend auch Zeit vor Bildschirmen verbringen. Mit dem Aufkommen des Internets in den frühen 2000er Jahren wird es zum Rückzugsort und gleichzeitig zum digitalen Knotenpunkt.
Die Kindermöbel werden ausgefeilter: Modularität und Anpassungsfähigkeit sind zentrale Themen. Ergonomie wird zum Gesundheits- und Trendthema. Mitwachsende Möbel werden auf gesundheitliche Aspekte ausgerichtet.
Die Gestaltung des Kinderzimmers spiegelt stärker denn je die Individualität der Kinder wider.
Jedes Kind ist einzigartig. Deshalb gibt es kein ideales Kinderzimmer für alle. Im besten Fall passen sich das Zimmer und seine Gestaltung an das Alter, die Interessen und die Hobbys des Kindes an. Welche Anforderungen sollte ein Kinderzimmer in den jeweiligen Altersstufen erfüllen? Wir geben eine grobe Orientierung:
In dieser Phase liegt der Fokus auf der motorischen und sensorischen Entwicklung. Kleinkinder erkunden ihre Umgebung durch Krabbeln, Greifen und Laufen. Bei der Einrichtung des Babyzimmers eignet sich zum Schlafen ein stabiles Gitterbett mit höhenverstellbarer Matratze. Eine Wickelkommode darf nicht fehlen. Der Spielbereich bietet im besten Fall viel freie Bodenfläche, weiche Teppiche oder Spielmatten.
Für das Spielzeug empfehlen sich offene Regale und Kisten in Bodennähe, so kann das Kind die Spielsachen selbstständig erreichen. Weil Kleinkinder sehr sensibel auf kräftige Reize reagieren, bieten sich als Wandfarbe sanfte Pastelltöne, wie Himmelblau, helles Grün, Creme oder rosa an.
In diesem Alter werden Kinder zunehmend selbstständiger. Ihre Fantasie und Kreativität entfalten sich. Sie sind jetzt in der Lage, Vorlieben auszudrücken und soziale Regeln durch das Spielen zu verstehen. Das darf sich auch in der Kinderzimmer-Einrichtung zeigen.
Kinder beginnen zu adaptieren, was sie sehen. Deshalb sind Spielzeuge wie Spielküchen in diesem Alter sehr interessant. Schlafen sollte das Kind jetzt in einem Juniorbett oder einem mitwachsenden Bett.
Die Kinder gehen zur Schule und beginnen, erste Verantwortung zu tragen. Was früher Hobby war, wird zur Passion. Kinder schärfen ihre kognitiven Fähigkeiten und wollen zunehmend selbstständig Entscheidungen treffen. Ein ergonomischer Stuhl und ein Schreibtisch mit einer guten Beleuchtung für die Hausaufgaben sind jetzt wichtig.
Jugendliche berändern sich stark, durchlaufen eine Phase der Identitätsfindung und Abgrenzung von den Eltern und erleben emotionale Belastungen. Freunde, Hobbys und Schule werden zentrale Bestandteile ihres Lebens. Sie brauchen einen sicheren Rückzugsort und eine Achtung ihrer Privatsphäre. In ihrem Zimmer möchten sie eigene Ideen umsetzen. Oft hängen die Wände jetzt voller Poster von Musikerinnen und Schauspielern.
Technologische Geräte spielen eine zentrale Rolle im Alltag und dementsprechend auch in ihren Jugendzimmern. Ein Schreibtisch mit ausreichend Platz für einen Laptop oder einen Monitor ist ebenso wichtig wie eine gute Beleuchtung.
Spätestens jetzt brauchen sie geschlossene Möbel für persönliche Gegenstände, in die die Eltern nicht beim Eintreten ins Zimmer reinschauen können. Kinder besitzen zunehmend mehr Kleidung, die mehr Stauraum benötigt.
Freunde kommen nicht mehr zu Besuch, um mit Lego zu spielen. Auch auf soziale Bedürfnisse sollte bei der Einrichtung des Jugendzimmers geachtet werden. Es sollte nicht nur zum Lernen und Schlafen einladen, sondern auch Platz für Treffen mit Freunden bieten. Sitzsäcke, eine Couch oder ein Daybed/Schlafsofa sind eine gute Lösung.
Wenn der Auszug nicht mehr in allzu weiter Ferne liegt, lohnt es sich, das bei der Einrichtung zu berücksichtigen. Eine sinnvolle Investition sind Möbelstücke, die später auch in einer eigenen Wohnung Verwendung finden können. Dazu gehört ein komfortables Bett in Standardgröße (140x200 Zentimeter).
Das Kinderzimmer ist eine erstaunlich moderne Erfindung. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts setzen sich Kinderzimmer, wie wir sie heute kennen, durch.
Das Kinderzimmer oder später das Jugendzimmer sollte ein Raum sein, der nicht nur praktisch eingerichtet ist, sondern auch Kreativität, Wohlfühlen, Lernen und Privatsphäre ermöglicht.
Wie richte ich ein ergonomisches Kinderzimmer ein?
Für Schulkinder ist ein höhenverstellbarer Schreibtisch und ein ergonomischer Stuhl wichtig, um eine gesunde Haltung zu fördern. Die Beleuchtung sollte ausreichend hell sein, idealerweise ergänzt durch eine Schreibtischlampe.
Wie gestalte ich ein kindersicheres Zimmer?
Vermeide scharfe Kanten und wähle Möbel mit abgerundeten Ecken. Sichere Steckdosen mit Kindersicherungen, verwende rutschfeste Teppiche und achte darauf, dass Regale und Schränke an der Wand befestigt sind, um ein Umkippen zu verhindern.
Welche Beleuchtung ist optimal für ein Kinderzimmer?
Kombiniere eine zentrale Deckenbeleuchtung mit indirektem, warmweißem Licht für eine gemütliche Atmosphäre. Ergänze den Schreibtisch mit einer blendfreien Lampe.