Smarthome-Anwendungen können helfen, Strom und Heizenergie sparsamer einzusetzen. Aber sie brauchen auch selbst Energie. Was bringt Smarthome wirklich für die Haushaltskasse und den Klimaschutz?
Smarthome bezeichnet ein Zuhause mit digital vernetzten, ferngesteuerten Geräten. Auch intelligente Einzellösungen gehören dazu. In beiden Fällen automatisiert die Technik tägliche Handgriffe: Die Heizung geht automatisch an, wenn du zu Hause bist. Clevere Technik schaltet das Licht aus, wenn du mit deinem Handy das Haus verlässt, oder sie trennt Geräte im Stand-by-Modus vom Netz. Wenn du eine Solaranlage betreibst, kannst du über ein intelligentes Energiemanagement möglichst viel von deinem Strom selbst nutzen. Die angeschlossenen Geräte kannst du bequem vom Handy aus über das Internet steuern. Smarthome-Anwendungen versprechen Komfort und einen sparsamen Umgang mit Energie.
Das größte Einsparpotenzial durch Smarthome bietet die Regelung der Heizung. Auf bis zu 30 Prozent beziffert eine Studie die Einsparmöglichkeiten durch digitale Thermostate. Am meisten sparen Haushalte, die die Temperatur ihrer Heizung vorher nicht genau einstellen konnten, sondern nur auf irgendwas zwischen 1 und 5. Dabei zählt jedes Grad: Um bis zu sechs Prozent Heizkosten kannst du nach Angaben der Umweltberatung sparen, wenn du die Raumtemperatur um einen Grad absenkst. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch seien das pro Grad ungefähr 180 Euro pro Jahr, rechnet die Umweltberatung vor. Da leuchtet es ein, dass digitale Heizungsventile einen großen Unterschied machen können.
Einfache digitale Thermostate sind schon ab 20 Euro zu haben. Sie sind leicht zu installieren und zu bedienen. Bei komplexeren Modellen kannst du die Temperatur über eine App individuell steuern. So ist beispielsweise das Bad morgens schon angenehm vorgewärmt. Aber wenn die ganze Familie außer Haus ist, wird nicht unnötig geheizt. Einige Systeme lassen sich mit Fensterkontakten verbinden. Die schalten die Heizung automatisch aus, wenn ein Fenster geöffnet wird. So vermeidest du, dass die Heizung während des Lüftens unnötig weiterläuft. Wenn du im eigenen Haus wohnst, kannst du auch Heizkessel und Heizpumpen smart steuern. Die Daten der Wettervorhersage können dann in die optimale Steuerung einfließen. Das bietet sich vor allem bei Fußbodenheizungen an, weil sie auf Schwankungen der Außentemperatur träger reagieren als normale Heizkörper.
Die Anschaffung smarter Technik für die Heizung kann sich also lohnen. Wenn du aber die Zimmertemperatur schon bisher auf 19 Grad regelst und die Heizung runterdrehst, wenn du das Haus verlässt, wenn du dich also sehr energiebewusst verhältst, wirst du mit smarter Technik kaum noch zusätzlich sparen können. Du hast es dann nur bequemer.
Ein weiteres wichtiges Smarthome-Thema ist das Stromsparen. Sinnvoll sind Bewegungsmelder, die das Licht in wenig genutzten Räumen automatisch ein- und ausschalten. Smart Home-Beleuchtung aber kann noch viel mehr: Richtig eingerichtet, erzeugt sie automatisch die zur Tages- und Jahreszeit passenden Lichtstimmungen oder weckt dich morgens sanft aus dem Schlaf.
Die Preise für smarte LED-Leuchten beginnen bei rund 20 Euro und reichen bis weit in den dreistelligen Bereich für ein Starterset eines Lichtsystems. Die Preise liegen also deutlich über dem Niveau für normale LED-Lampen. Die sind schon für zwei bis drei Euro zu haben. LED-Lampen brauchen ohnehin nur wenig Strom. Auf rund 2,50 Euro beziffert die Zeitschrift Chip die jährlichen Betriebskosten einer LED-Lampe im Schnitt. Kostenersparnisse sind wegen der hohen Anschaffungskosten von smartem Licht deshalb kaum möglich. Es bringt also vor allem einen Komfortgewinn.
Mit einer intelligenten Steckdose findest du Energiefresser in deinem Haushalt. Als Zwischenstecker oder direkt montiert erfasst das smarte Gerät den Stromverbrauch der angeschlossenen Geräte. Außerdem speichert die digitale Steckdose deine Messungen in einer App. Über Handy oder Tablet hast du von überall Zugriff auf deine aktuellen Verbrauchsdaten. Per App kannst du über den digitalen Stecker Geräte an- oder abschalten, wenn sie gerade nicht benötigt werden. Denn viele Geräte verbrauchen weiterhin Strom, nachdem du sie ausgeschaltet hast. Mit intelligenten Steckdosen kannst du Schluss machen mit dem Stand-by-Verbrauch von Computer, Fernseher, Drucker oder Kaffeemaschine.
Smarthome-Steckdosen sind eine Weiterentwicklung herkömmlicher Strommessgeräte. Die Anschaffung lohnt sich, wenn du den Stand-by-Verbrauch deiner Geräte in den Griff bekommen willst, ohne viele Schalter betätigen zu müssen. Intelligente Steckdosen sind auch sinnvoll, wenn du ein Balkonkraftwerk betreibst. Dann kannst du mit ihnen messen, wie viel Sonnenstrom du produzierst. Nicht zu vergessen ist allerdings, dass die intelligenten Stecker selbst auch Strom benötigen.
Intelligente Systeme vereinen sämtliche Smarthome-Komponenten und ermöglichen eine zentrale Steuerung. Sie lohnen sich vor allem dann, wenn du eine Photovoltaikanlage betreibst und möglichst viel des selbstproduzierten Sonnenstroms für den Eigenbedarf verwenden möchtest. Beispielsweise wird die Waschmaschine genau dann gestartet, wenn die PV-Anlage gerade viel Strom produziert.
Smarthome-Anwendungen generieren Daten, die von Anbietern gesammelt und verwertet werden. Bei einem komplexen Smarthome-System stammen diese Daten nicht nur von einem einzelnen Gerät, sondern gleich von einem ganzen Haushalt. Michael Mondria, Senior Director der „Ars Electronica Solutions” in Linz, rät im Interview mit MEIN LEBEN dazu, genau hinzuschauen, mit wem man Verträge schließt. Auch das Finanzministerium weist auf der Website www.onlinesicherheit.gv.at auf die Risiken hin: Nutzerinnen und Nutzer sollten auf IT-Sicherheit achten, da „Sicherheitslücken im Smarthome […] ein Einfallstor für Cyberkriminelle sein [können]“, heißt es dort. Das Ministerium rät Einsteigern zu einem geschlossenen System eines Anbieters, um Kompatibilitätsproblemen und Sicherheitslücken zu vermeiden.
Du planst den Bau eines Eigenheims? Smarthome-Anwendungen sind eine ideale Ergänzung zu einem zeitgemäßen Energiesparhaus. Auf der Seite „Energiesparhaus” findest du weitere Informationen zu den Vorteilen und Möglichkeiten, die ein solches Haus bietet, um die eigenen Heiz- und Stromkosten zu senken. Intelligente Systeme und eine nachhaltige Bauweise gehen Hand in Hand, um ein umweltfreundliches und komfortables Zuhause zu schaffen.
Smarthome-Lösungen können vor allem bei der Regelung der Heizung und in Verbindung mit selbst produziertem Strom eine sinnvolle Investition sein. Ob du mit smarten Anwendungen Heiz- und Stromkosten sparst, hängt aber davon ab, wie du sie nutzt und wie energiebewusst du dich zuvor verhalten hast. Wenn du bereits auf die richtige Einstellung der Thermostate achtest und Einspartipps befolgst, wirst du mit smarten Anwendungen nicht noch mehr Energie sparen. Zu bedenken ist, dass auch bei der Herstellung und dem Betrieb der smarten Produkte Energie und und Ressourcen verbraucht werden. Vor allem Cloud-basierte Systeme benötigen viel Energie. Auch über die Weitergabe von Daten durch Smarthome-Systeme solltest du dir im Klaren sein.
Lesetipp: Smart Home von Thomas N.C. Mach, KONSUMENT, € 19,90