Beton ist ein Klimakiller. Die Suche nach Alternativen knüpft an traditionelle Bauweisen an und rückt natürliche Baustoffe ins Blickfeld. Wir geben einen Überblick.
Beton war der Baustoff der Moderne. Er hat das Bauen revolutioniert, waghalsige Konstruktionen und eine abwechslungsreiche Architektur ermöglicht. Inzwischen allerdings gilt Beton als Problem. Der Grund: Die Betonherstellung frisst große Mengen Energie und belastet das Klima. Rund sechs bis acht Prozent des globalen CO2-Ausstoßes stammen aus der Betonproduktion. Außerdem enthält Beton mit Sand und Kies Rohstoffe, die endlich sind und nicht nachwachsen. Experten warnen bereits davor, dass die Sand- und Kies-Reserven auch in Österreich in wenigen Jahrzehnten erschöpft sind, zumal viele Vorkommen zum Schutz von Landschaft und Natur im Boden bleiben sollten.
Klar ist also, dass wir umdenken müssen. Immer mehr Häuselbauer interessieren sich deshalb für nachhaltigere Baustoffe. Traditionelle Bauweisen und Materialien, die schon unsere Vorfahren genutzt haben, geraten dabei wieder in den Fokus.
Holz gehört zu den ältesten Baustoffen. Es wächst nach und speichert CO2. Deshalb hat es eine unschlagbare Klimabilanz. Vor allem Holz aus nachhaltiger, ortsnaher Forstwirtschaft ist deshalb in puncto Nachhaltigkeit top.
Die Holzrahmenbauweise knüpft an die Jahrhunderte alte Fachwerkkunst an und interpretiert diese neu. Die Konstruktion basiert auf einem hölzernen Rahmen, der mit Dämmmaterial ausgefüllt und anschließend mit Planken oder Platten aus Holz oder Gips verkleidet wird. Beim Holztafelbau wird der Bau des Holzrahmens bereits im Werk erledigt. Auf der Baustelle müssen die vorgefertigten Bauteile dann nur noch zusammengebaut werden. Damit werden enorm kurze Bauzeiten möglich. Deshalb kommt diese Bauweise häufig bei Fertighäusern oder Modulbauten zum Einsatz. Fertighäuser aus Holz bieten u.a. Kampa oder Vario-Haus an. Auch massive Holzbauten gibt es als Fertighäuser, zum Beispiel von „Vollholz” aus Oberösterreich. Moderne Holzbauten vereinen traditionelle Bauweisen mit moderner Architektur. Anregungen kannst du dir unter anderem auf der Website der Vorarlberger Holzbaukunst holen.
Luftgetrocknete Lehmziegel werden von Menschen seit der Jungsteinzeit eingesetzt. Klassische Ziegel bestehen aus natürlichen Rohstoffen, die fast überall verfügbar sind: neben Lehm aus Ton oder tonhaltigen Massen. Tonziegel haben an sich bereits sehr gute Dämmeigenschaften. Zusätzlich können Dämmstoffe in die Hohlräume der Ziegel integriert werden. Das spart Platz und macht sehr schlanke Konstruktionen möglich. Ziegel sind zudem witterungsbeständig und extrem langlebig.
Eigentlich könnten sie nahezu unendlich wiederverwendet werden, doch das scheitert bislang an den anhaftenden Mörtel- und Putzresten. Das soll sich jetzt ändern: Die „Bauhütte Leitl-Werke” haben einen innovativen Ziegel zum Patent angemeldet, der zerstörungsfrei rückgebaut und wieder verbaut werden kann. Für diese innovative Entwicklung erhielt das Familienunternehmen aus Eferding 2021 einen Energy Globe Award.
Auf Stampflehm statt Beton setzt der österreichische Architekt Martin Rauch. Seitdem er sein eigenes Wohnhaus aus Lehm gebaut hatte, setzt er sich vehement dafür ein, dass diesem traditionellen Baustoff wieder mehr Beachtung geschenkt wird. Stampflehmbau sei eine jahrtausendealte Bautechnik, wie er auf seiner Website erklärt.
Ähnlich wie beim Bauen mit Beton wird die Lehmmasse in eine Schalung gegossen. Anschließend wird die Masse verdichtet - gestampft. Gestampfter Lehm sei sehr massiv, schreibt Rauch, seine Dichte entspreche der von Beton. Rauch entwirft nicht nur Häuser aus Lehm, sondern entwickelt auch neue Baustoffe auf der Basis von Lehm. Sein Projekt „Erden Pure Walls”, das mit vorgefertigten Bauteilen aus Lehm herkömmlichen, CO2-intensiven, Produkten, Konkurrenz machen will, gewann beim New European Bauhaus Prize 2021 in der Kategorie „Techniken, Materialien und Prozesse für Bau und Design”.
Stroh besteht aus trockenen Halmen und Blättern, die beim Anbau beispielsweise von Getreide anfallen. Stroh ist also ein nachwachsender Rohstoff, der nicht mit der Nahrungsmittelherstellung konkurriert. Auch mit Stroh baut die Menschheit seit Urzeiten. Schon beim klassischen Fachwerkhaus wurde es zum Ausfüllen der Holzkonstruktion verwendet. Heute werden im Bau Strohballen eingesetzt.
Der Architekt Georg Bechter aus Langenegg entwarf ein Haus, bei dem riesige Strohballen übereinandergestapelt wurden. Die 120 Zentimeter dicken Strohwände sind lasttragend. Eine Ständerkonstruktion war nicht notwendig. Innen wurden die Strohballen mit Lehm, außen mit Kalk verputzt. Die Wände des Hauses sind deshalb komplett kompostierbar. Auch das Dach wurde mit Stroh gedämmt. Durch die hervorragende Dämmwirkung der Strohwände kommt das Haus ohne moderne Haustechnik aus. Lediglich ein Kachelofen beheizt das rund 175 Quadratmeter große Gebäude. Der Ofen ist so platziert, dass das Schlafzimmer rund zwei Grad kühler ist als der Wohnbereich.
Übrigens: Häuser aus Stroh sind genauso sicher wie Mauerwerksbauten. Denn egal, womit gebaut wird: Die behördlichen Anforderungen an den Brandschutz müssen erfüllt werden. Und das tun sowohl Häuser aus Holz wie aus Stroh.
Du willst noch mehr Informationen, wie du klimafreundlicher bauen kannst? Dann lies unsere Tipps zu Photovoltaik, nachhaltigem Heizen und zu ökologischen Dämmstoffen. Die Wüstenrot-Finanzberater beraten dich bei der Finanzierung. Mit der Wüstenrot App kannst du im Handumdrehen deine Wunschrate berechnen und behältst später dein Darlehen im Blick.