In den vergangenen 100 Jahren haben Haushaltsgeräte uns immer mehr Arbeit abgenommen. Das hat vor allem Frauen entlastet und ihre Emanzipation befördert. Wir stellen die wichtigsten Entwicklungen vor.
Noch vor hundert Jahren war Hausarbeit eine kräftezehrende Schufterei, die 60 Stunden in der Woche kostete. Verrichtet wurde die Arbeit von Frauen – oft neben der Arbeit in der Landwirtschaft oder in der Fabrik. In der städtischen Oberschicht beschäftigte man üblicherweise weibliches Personal, aber auch Mittelschicht-Familien hatten oft ein Mädchen für die härtesten Arbeiten.
Mit der Elektrifizierung wandelte sich die Hausarbeit grundlegend. In den 1920er-Jahren wurden städtische Haushalte an das Stromnetz angeschlossen. Am Land dauerte es länger: Nach dem Zweiten Weltkrieg waren noch zwei Drittel der ländlichen Haushalte ohne Stromanschluss.
Doch es entstand ein wachsender Markt für zunehmend handlichere Geräte, die die Hausarbeit erleichtern und beschleunigen. Die Einführung der Steckdose in den 1920er- und 1930er-Jahren ermöglichte das einfache Ein- und Ausstecken von Haushaltsgeräten und förderte ihre Verbreitung. Mit steigendem Wohlstand konnten sich immer mehr Haushalte immer mehr der praktischen Helfer leisten.
Wüstenrot in Österreich gibt es seit 1925. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums beschäftigen wir uns in einer kleinen Artikelserie mit der Entwicklung des Wohnens im Laufe von 100 Jahren. Lies die Artikel der Serie hier:
100 Jahre Eigenheim – die kurze Geschichte des Einfamilienhauses
100 Jahre Wohnzimmer – ein Spiegel der Geschichte
Frühe Staubsauger waren große Maschinen auf Pferdewagen, von denen aus bis zu 100 Meter lange Schläuche in Wohnungen durchgereicht wurden. Die nächste Stufe waren fest installierte Hausstaubsauger, die über ein im Haus verzweigtes Rohrsystem saugten.
Erst mit der Entwicklung von Elektrokleinmotoren wurden Staubsauger kleiner und leichter. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbreiteten sich die Hausstaubsauger, aber sie blieben teuer. Noch um das Jahr 1960 kosteten sie knapp ein durchschnittliches Monatsgehalt. Staubsauger waren begehrte Hochzeitsgeschenke oder Hauptgewinne bei Verlosungen. Nahezu unverzichtbar waren sie für die Teppichböden, die in den 1960er- und 1970er-Jahren modern wurden. Staubsaugervertreter zogen von Tür zu Tür. Auf sein Klingeln öffnete seine Zielgruppe: die Hausfrau, die tagsüber zu Hause ist.
Mit leistungsstärkeren Lithium-Ionen-Akkus kam in den 2000er-Jahren ein Durchbruch: Sie ermöglichten längere Laufzeiten und mehr Saugkraft, das kabellose Saugen wird immer beliebter. Noch musste man Hand anlegen. Doch im neuen Jahrtausend surren immer mehr Saugroboter durch die Wohnungen.
Das Waschen war der zeit- aber auch kräftezehrende Teil der Hausarbeit, Waschtag war nur ein oder zweimal im Monat. Die Wäsche wurde im Kessel über offenem Feuer erhitzt und auf Waschbrettern mit Muskelkraft bearbeitet. Die Hände laugten im Wortsinn aus in einer Lauge aus Pottasche. Die Wäsche wurde geschlagen, geknetet und gerieben, danach ging es noch ans Auswringen, bevor sie auf Wiesen zum Trocknen ausgelegt wurde. Städterinnen wuschen oft in gemeinschaftlich genutzten Waschküchen oder Waschhäusern.
Elektrische Waschmaschinen wurden schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hergestellt, jedoch noch nicht für Privathaushalte. Dort nahm die Verbreitung der Waschmaschine erst nach dem Zweiten Weltkrieg Fahrt auf. Noch im Jahr 1957 waren in Österreich erst 108.000 Waschmaschinen in Betrieb – bei 2,5 Millionen Haushalten.
Vorreiter war der österreichische Hersteller Eudora, der ursprünglich Jauchepumpen produzierte. 1951 brachte er die erste Waschmaschine mit elektrisch beheizter Waschtrommel auf den Markt. Für die benötigte man noch eine separate Schleuder. Ab Mitte der 1960er kamen die ersten Vollautomaten.
Waschmaschinen waren teuer, ihr Preis entsprach einem durchschnittlichen Monatsgehalt. Erst in den 1970ern gehörten Waschmaschinen zum Standard in österreichischen Wohnungen. Mit der Arbeitserleichterung stiegen die Ansprüche, Wäsche musste nun stets blitzsaubere sein, die Wäschetrommel drehte sich nun mehrmals in der Woche.
Kein Gerät, aber trotzdem eine enorme Erleichterung für die Hausfrau brachte die Einbauküche. Erfunden hat sie die Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky. Im Jahr 1926 entwickelte sie die sogenannte „Frankfurter Küche” für ein Siedlungsbau-Projekt in Frankfurt am Main. Dabei orientierte sie sich an der Speisewagenküche der Eisenbahn. In ihrer schmalen Küche konnten Frauen mit einer Drehung alles erreichen, was sie brachten. Durch das Wegfallen überflüssiger Bewegungen sparten Hausfrauen Zeit und Energie.
Holz hacken, in den Ofen schichten, anheizen, warten, bis die Platte heiß ist – so mühsam und umständlich war Kochen, Braten und Wasser-Erhitzen mit dem Holzherd. Abhilfe schafften erst Gas und dann Strom. In städtischen und wohlhabenden Haushalten wurden schon Ende des 19. Jahrhunderts Gasherde eingesetzt, mit dem Ausbau der Gasversorgung fanden sie ab den 1920er- und 1930er-Jahren größere Verbreitung. Ab den 1950er-Jahren bekam der Gasherd Konkurrenz vom Elektroherd, der sich schließlich durchsetzte. Die Gas-Ära geht zuende. In Wien wird zwar noch in rund jedem zwanzigsten Haushalt mit Gas gekocht, aber diese und 50.000 Gasherde sind etwa fünfmal so viele wie in allen anderen Bundesländern zusammen.
Seit den 1990er-Jahren werden die elektrischen Kochplatten aus Keramik mit glühenden Spiralen von energieeffizienten und sicheren Induktionskochfeldern abgelöst.
Bis heute heißt der Kühlschrank in Österreich Eiskasten – denn genau das war er: ein Holzkasten mit zwei Fächern, in dem einen Fach wurde Eis gelagert, das Speisen und Getränke im anderen Fach kühlte. Das Eis kam aus Seen oder aus den Bergen und wurde in Kellern gelagert.
Ab Mitte der 1960er-Jahre hielt der elektrische oder mit Gas betriebene Kühlschrank Einzug in die Haushalte. 1965 waren 40 Prozent der österreichischen Küchen mit ihnen ausgestattet, 1971 schon 70 Prozent. Tägliches Einkaufen war nicht mehr nötig, Lebensmittel mussten nicht mehr aufwändig konserviert werden.
Gehört das Besteck kopfüber in den Geschirrspüler? Darf die Brotdose rein? Darüber können Paare und WGs lange streiten. Unstrittig ist die Zeitersparnis durch die Geschirrspülmaschine. Der Siegeszug begann 1929, da brachte die deutsche Firma Miele die ersten Geschirrspüler Europas auf den Markt. Das „Modell A” war ein teurer, runder Metallbottich, in den man zwei Körbe mit Geschirr stellte. Darüber kippte man erhitztes Wasser, das ein Elektro-Propeller am Boden aufwirbelte.
Ab den 1970er-Jahren fand der Vollautomat mit Klappe und Knöpfen seinen Platz in der Einbauküche. Heute steht in 80 von 100 österreichischen Küchen eine Spülmaschine. Mit den Jahrzehnten reduzierten die Hersteller den Wasser- und Energieverbrauch der Geräte drastisch. Und so ist der Einsatz der „Minna“ heute nicht nur komfortabler, sondern auch ressourcenschonender als das Spülen von Hand.
Die Steckdosenleisten in der Küche werden breiter, immer mehr Kleingeräte brauchen Saft: Mixer, Zerkleinerer, Saftpresse, Brotschneidemaschine, Eierkocher, Pürierstab, Elektromesser, Waffeleisen, Sandwich-Toaster, Fritteuse, elektrische Pfeffermühle – immer neue Elektrogeräte erobern den Markt und füllen die Küchenschränke, bis sie oft kaum benutzt ausgemistet werden.
Furore machten zuletzt neue Generationen des „Thermomix”, ein multifunktionales Küchengerät des deutschen Unternehmens Vorwerk. Er kombiniert viele Kochvorgänge wie Mixen, Kochen, Dämpfen, Zerkleinern, Rühren und Dampfgaren in einem einzigen Gerät. Zuletzt kamen noch digitale Displays und WLAN-Anbindung dazu. Während viele sich noch fragten, wer so etwas brauche – brachte die Pandemie Rekordumsätze. Die Menschen blieben zu Hause und kochten.
Bist du auch schon verzweifelt vor deinem neuen Herd gestanden? Du wolltest einfach nur diesen Nusskuchen backen, wie schon so oft. Aber der nagelneue Herd und sein Backofen erwarten von dir, den Touchscreen intuitiv bedienen zu können oder im Internet auf Hilfeseiten Video-Tutorials angeschaut zu haben. Küchengeräten sind jetzt im Smart-Home-Netz und werden per App gesteuert. Vom Bett aus kannst du per Smartphone die Kaffeemaschine einschalten. Das Bratthermometer gibt via Bluetooth die Temperatur durch. Andere Apps verraten dir, ob du noch Milch zu Hause hast, dafür genügt von unterwegs der Blick via Kamera in den Kühlschrank.
Haushaltsgeräte haben in den letzten 100 Jahren die Hausarbeit enorm erleichtert – Arbeit, die zuvor von Hausfrauen oder Hausangestellten verrichtet wurde. Diese Revolution ermöglichte Frauen die Berufstätigkeit und damit Unabhängigkeit und Freiheit.
Die Kehrseite: Die Zeitersparnis durch Haushaltsgeräte führte dazu, dass sich die Frauen weiterhin alleine um den Haushalt kümmern konnten und mussten – nach der Arbeit. Daran hat sich wenig geändert. 2023 beauftragte Vorwerk Österreich eine repräsentative Umfrage durch. Ergebnis: 77 Prozent der Frauen wünschen sich, dass der Partner mehr Aufgaben im Haushalt übernimmt. Zurecht, denn der Umfrage zufolge waschen in ihrem Haushalt 82 Prozent der befragten Frauen ausschließlich oder überwiegend sie, 77 Prozent bügeln und 73 Prozent putzen. Männer übernehmen lediglich kleine Reparaturen und die Autoreinigung. Die eigentliche Revolution im Haushalt hat also noch gar nicht stattgefunden. Also: "Mander s'ischt Zeit!"
Wann gab es die ersten elektrischen Bügeleisen?
Die ersten elektrischen Bügeleisen für private Haushalte kamen um 1903 in den USA auf den Markt. In den folgenden Jahrzehnten wurden sie leichter, leistungsfähiger und sicherer, sodass sie in den 1920er- und 1930er-Jahren in immer mehr Haushalten üblich wurden.
Was sind die Vorteile von Induktionskochfeldern gegenüber herkömmlichen elektrischen Kochplatten?
Induktionskochfelder sind schneller und energieeffizienter als herkömmliche elektrische Kochplatten, weil sie die Hitze direkt im Topf erzeugen. Statt die Kochplatte aufzuheizen, wird nur der Boden des Kochgeschirrs erwärmt. Ähnlich wie Gasherde reagieren sie sofort auf Temperaturänderungen. Die Kochfläche bleibt während des Kochens relativ kühl, das erhöht die Sicherheit
Wie funktionieren Mikrowellengeräte?
Mikrowellen erhitzen Speisen, indem sie elektromagnetische Wellen aussenden. Diese Wellen bringen die Wassermoleküle im Essen zum Schwingen. Dadurch entsteht Reibung, es wird Wärme freigesetzt. So wird das Essen von innen heraus erwärmt. Der Vorgang ist schnell und effizient, weil die Mikrowellen direkt das Essen erhitzen, nicht aber die Luft oder das Geschirr.