Zinsen steigen, Zinsen fallen und immer sind die Auswirkungen beträchtlich – auf die Wirtschaft und auf jeden Einzelnen. Wir leisten einen Beitrag zur Finanzbildung und erklären, was Zinsen sind, warum ihre Höhe schwankt und wie du von höheren Zinsen profitierst.
Das Thema Zinsen betrifft uns alle. Ob Zinsen auf Darlehen und Kredite oder Zinsen auf Einlagen – Zinsen wirken sich direkt auf unsere persönlichen Finanzen aus. Das allgemeine Zinsniveau wiederum beeinflusst wesentlich die wirtschaftliche Entwicklung. Ein Verständnis von Zinsen ist ein zentraler Bestandteil der Finanzbildung. Wir erklären dir das Wichtigste, was du über Zinsen wissen musst.
Des einen Freud, des anderen Leid. So ist es auch mit den Zinsen. Viele Jahre lagen sie bei Null, dann kletterten die Zinsen im Jahr 2022 plötzlich deutlich nach oben. Wer Geld übrig hatte, freute sich über das hohe Zinsniveau, denn das Sparen lohnte sich wieder. Wer jedoch investieren wollte, hatte das Nachsehen – zum Beispiel Menschen, die sich ein Eigenheim bauen möchten und dafür eine Finanzierung brauchen. Sie mussten höhere Darlehensraten schultern. Doch im Jahr 2023 wendette sich das Blatt schon wieder. Sind die Zinsen oben, spekuliert die Wirtschafts- und Finanzwelt, wann eine Zinssenkung zu erwarten ist – und umgekehrt.
Doch warum verändert sich die Höhe der Zinsen überhaupt? Wir schauen uns das Thema genauer an und erklären dir, was du über Zinsen wissen musst.
Zinsen sind der Preis, der für die Überlassung von Geld bezahlt wird: Luisa verdient gut und hat Geld übrig. Daniel braucht Geld für eine Anschaffung, hat aber keins. Daniel möchte Luisa daher dazu bewegen, ihm vorübergehend etwas von ihrem Geld zu überlassen. Dafür muss er ihr einen Anreiz bieten: Zinsen.
Luisa und Daniel treffen eine Vereinbarung. In der legen sie fest, welchen Zinssatz Daniel für welchen Zeitraum zahlen muss. In der Regel wird für die Höhe des Zinses ein Prozentsatz des überlassenen Geldbetrages bestimmt. Der muss jährlich gezahlt werden - so lange, bis die Schulden zurückgezahlt sind. Zahlt Daniel sein Darlehen bei Luisa in Raten ab, werden die Zinsen jeweils nur noch für den Restbetrag berechnet.
Das Wesentliche bei Zinsen ist: Sie müssen in jedem Fall in der vereinbarten Höhe gezahlt werden - unabhängig von der wirtschaftlichen Lage des Schuldners. Schuldner können in große Schwierigkeiten kommen – wenn sie weniger Geld verdienen, als erwartet oder wenn die Zinsen steigen.
Luisa leiht Daniel 1000 Euro und die beiden haben einen Zinssatz von fünf Prozent im Jahr vereinbart. Der Betrag, den Daniel Luisa nach einem Jahr zahlen muss, wird so berechnet: Der geliehene beziehungsweise verliehene Betrag wird mit dem Zinssatz multipliziert und durch 100 geteilt. In diesem Fall: 1.000 x 5 = 5.000. 5.000 geteilt durch 100 = 50 Euro. Daniel muss Luisa also jährlich 50 Euro Zinsen zahlen.
Luisa gibt die 50 Euro, die sie jährlich von Daniel bekommt, nicht aus, sondern verleiht auch dieses Geld wiederum mit Zinsen an ihre Freundin Simone. Die Zinsen, die sie von Simone bekommt, nennt man Zinseszins. Durch sie profitiert Luisa sogar noch über die vereinbarten fünf Prozent hinaus von Daniels Zinszahlungen.
Leiht sich Daniel das Geld nicht von Luisa, sondern von einer Bank, unterscheidet sein Darlehensvertrag zwischen Sollzinsen und Effektivzinsen. Der Sollzinssatz ist der eigentliche Zinssatz. Zahlen muss Daniel aber den höheren Effektivzins. Er enthält noch Gebühren der Bank.
Daniel und Luisa vereinbaren einen Festzins: Daniel zahlt Luisa also immer fünf Prozent Zinsen pro Jahr, bis er den geliehenen Betrag an sie zurückgezahlt hat.
Sie hätten aber auch einen variablen Zinssatz verabreden können, der sich beispielsweise an der Inflationsrate oder an dem von der Zentralbank festgelegten Leitzins orientiert.
Zinsen gibt es mindestens so lange, wie es Geld gibt. Schon seit dem Altertum wird über Zinsen kontrovers diskutiert, zum Beispiel über ihre angemessene Höhe. Schuldner, die ihre Zinsen nicht bezahlen konnten, gerieten in Schuldknechtschaft. Sie wurden, oft für den Rest ihres Lebens und mit ihrer ganzen Familie, zu Sklaven ihres Gläubigers. Wucherzinsen brachten den Geldverleih in Verruf und führten zu gesetzlichen Regelungen, beispielsweise im Römischen Reich. Das frühe Christentum und der Islam verurteilten Zinsen. Gläubigen Moslems ist es bis heute verboten, für verliehenes Geld Zinsen zu verlangen.
Lange Zeit hatten sich Menschen Geld vorwiegend in Notfällen geliehen, etwa um nach einer schlechten Ernte überleben zu können. In der frühen Neuzeit begann ein neues Kapitel. Die Menschen fanden heraus, dass man mit geliehenem Geld auch fremde Länder erobern, Handelsschiffe oder Fabriken bauen konnte. So konnte man ein Vielfaches des geliehenen Geldes verdienen. Kredite und Zinsen wurden zur Grundlage des Kapitalismus und ermöglichten ein rasantes Wachstum der Wirtschaft.
Ein wesentlicher Faktor für den Zinssatz, zu dem sich ein Schuldner am Markt Geld leihen kann, ist seine Bonität, das heißt seine Vertrauenswürdigkeit. Um zu unserem Beispiel zurückzukommen: Luisa hat Daniel als Hallodri kennengelernt und geht davon aus, dass er das geliehene Geld für Konsumausgaben verjubeln wird. Sie muss damit rechnen, dass sie ihr Geld nicht wiedersieht. Das Verlustrisiko will sie bei der Festsetzung des Zinssatzes einpreisen: Sie verlangt einen hohen Zins.
Weiß Luisa dagegen, dass Daniel ein talentierter und tüchtiger Programmierer ist, der sich mithilfe ihres Geldes einen neuen Computer kaufen und lukrative Aufträge annehmen wird, dann wird sich Luisa mit einem marktüblichen Zins zufriedengeben.
Dementsprechend bekommen Anleger und Sparer auf dem Markt für eine sichere Veranlagung beispielsweise auf einem Festgeldkonto geringere Zinsen als für die Anleihe eines Unternehmens mit einem schlechten Rating.
Die Höhe der Zinsen, die am Markt jeweils verlangt beziehungsweise angeboten werden, wird entscheidend von der Noten- oder Zentralbank beeinflusst. In der Eurozone ist das die Europäische Zentralbank (EZB). Die EZB legt den Leitzins fest. Das ist der Zinssatz, zu dem sich Kreditinstitute bei der Zentralbank Geld beschaffen oder anlegen können. Diesen Zinssatz geben die Kreditinstitute nicht eins zu eins, aber doch in der Tendenz an ihre Kunden weiter. Erhöht die EZB den Leitzins, steigen auch die Zinsen auf dem Markt – und umgekehrt.
Die Festsetzung des Leitzinses ist ein wichtiges Steuerungsinstrument der Zentralbank. Ihr vorrangigstes Ziel ist es, Preisstabilität zu gewährleisten und damit den Wert der Währung zu erhalten. Sie strebt zu diesem Zweck eine Inflationsrate von um die zwei Prozent an. Steigt die Inflation höher, erhöht die Zentralbank üblicherweise die Zinsen. Dadurch reduziert sie die Geldmenge, die im Umlauf ist, und dämmt so die Inflation ein. Das Gegenteil von Inflation ist die Deflation – die Preise sinken. In der Regel ist das ein Zeichen wirtschaftlicher Schwäche. Schwächelt die Wirtschaft, regiert die Zentralbanken meist mit Zinssenkungen. Sie macht Kredite billiger, um die Wirtschaft anzukurbeln. Eine Ausnahme war die sehr lange Niedrigzinsphase nach der Finanzkrise 2008, die erst im Jahr 2022 endete.
Nach einem starken Anstieg der Inflation im Jahr 2022 hatte für die Europäische Zentralbank (EZB) die Preisstabilität höchste Priorität. Sie vollführte eine abrupte Wende ihrer Politik und erhöhte in rasch aufeinanderfolgenden Schritten den Leitzins. Geld wurde wieder teurer. In der Folge wurden weniger Kredite aufgenommen, dadurch sank die Menge an Geld, die im Umlauf ist. Die Inflation ging zurück. Die Gefahr dabei: Wegen der höheren Kreditkosten wird weniger investiert. Die Wirtschaft wird gedrosselt, das könnte zu einer Rezession führen. Sieht die Zentralbank diese Gefahr, steht die nächste Zinswende an – nach unten. Im Jahr 2024 begann die EZB, den Leitzins wieder zu senken.
In den Jahren, als die Zinsen bei Null und die Inflationsrate kaum darüber lag, haben sich viele Menschen angewöhnt, erspartes Geld auf ihrem Girokonto zu parken oder gar größere Mengen Bargeld aufzubewahren. Doch spätestens als die Inflationsrate im gesamten Jahr 2022 in Österreich auf bis zu acht Prozent kletterte, war das eine sehr schlechte Taktik. Denn die Inflation lässt Geldpolster dahinschmelzen. Jahr für ein Stückchen mehr.
Da mit der Inflation auch die Zinsen steigen, sollten Anlegerinnen und Anleger diese Möglichkeit unbedingt nutzen, um dem Wertverfall ihrer Veranlagung entgegenzuwirken.
Lasse also während einer Hochzinsperiode auf keinen Fall größere Beträge unverzinst auf dem Girokonto liegen.
Auch für sichere Veranlagungen gibt es attraktive Zinsen. Die können die Wertminderung deiner Ersparnisse nicht immer ganz aufwiegen, aber immerhin abbremsen. Als besonders sichere Anlageform gelten Staatsanleihen von Ländern wie Österreich, Deutschland oder der Schweiz.
Ebenfalls sicher und für Kleinanleger unkomplizierter ist die Veranlagung auf Tages- oder Festgeldkonten. Die Zinsen entsprechen denen, die für sichere Staatsanleihen gezahlt werden, oder gehen über sie hinaus. Bei einem Tagesgeldkonto wie dem FLEX Sparkonto von Wüstenrot hast du jederzeit Zugriff aufs Ersparte – wo und wann immer du willst. Du kannst auch laufend weiteres Geld einzahlen. Der Zins beträgt (Stand Mai 2024) drei Prozent pro Jahr (Fußnote: 0,01% p.a. Basiszins + 2,99 % p.a. befristeter Sonderzinssatz derzeit bei Neuabschluss).
Bist du sicher, dass du dein Erspartes oder einen Teil davon erst einmal nicht brauchst? Dann lohnt es sich, dieses Geld für einen bestimmten Zeitraum fest anzulegen. Die Zinsen sind dann höher als für ein Konto, auf das du flexibel zugreifen kannst. Legst du dein Geld auf einem Festgeldkonto von Wüstenrot beispielsweise mit dem FIX Paket 6 für sechs Monate an, bekommst du 3,25 Prozent Zinsen (Stand: Mai 2024). Alternativ ist auch eine Anlage für 12, 18, 24 oder 36 Monate möglich.
Egal ob FLEX oder FIX – im Unterschied zu einer Veranlagung in Aktien oder Anleihen ist dein Geld bei Wüstenrot sicher. Nicht nur, weil es nicht spekulativ verwendet wird. Es ist außerdem bis zu einer Höhe von 100.000 Euro durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt.
Was sind Zinsen?
Zinsen sind der Preis, den du einem Menschen oder einer Institution für das Ausleihen von Geld zahlst. Oder die Belohnung, die du dafür erhältst, dass du anderen Geld vorübergehend überlässt.
Was ist eine „Zinswende”?
Eine „Zinswende” ist eine bedeutende Änderung der Zinspolitik einer Zentralbank, entweder durch Erhöhung oder Senkung der Leitzinsen. Durch die Erhöhung oder Senkung der Leitzinsen beeinflusst die Zentralbank die Preisstabilität und damit in weiterer Folge die Wirtschaftsentwicklung.
Wie werden sich die Zinsen entwickeln?
Die Entwicklung der Zinsen lässt sich schwer vorhersagen. Sie hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, vor allem von der Entwicklung der Inflation und der wirtschaftlichen Lage. In den Maastrichtverträgen der Europäischen Union ist ein Inflationsziel von zwei Prozent verankert. Liegt die Inflation darüber oder darunter wird die EZB tätig, indem sie den Leitzins erhöht oder senkt.
Geld spielt im Leben eine entscheidende Rolle, Finanzwissen ist eine wichtige Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Willst du mehr über Geld wissen, findest du in unserem Themenschwerpunkt Finanzwissen Artikel zu wichtigen Themen wie Inflation, Anlagestrategien oder zur Geschichte des Geldes und der Banken.