Ältere Dame wird von junger Person an der Hand genommen
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Die Eltern pflegen: So kann der Rollentausch gemeistert werden

Die Eltern daheim zu pflegen bedeutet für beide Seiten eine drastische Umstellung. So gelingt der Rollentausch ohne Überforderung.

Lesedauer: 5 Min.

Die Eltern zu pflegen, markiert das definitive Ende der eigenen Kindheit. Jetzt übernehmen die Kinder die Verantwortung und die Eltern sind die Schutzbedürftigen.

Im Erwachsenenalter bleibt ja zunächst das aus der Kinderzeit eingespielte Rollenverhältnis bestehen. Töchter und Söhne gehen zwar. ihren Weg, gründen ihre eigene Familie. Aber mit Mutter und Vater bleibt das Eltern-Kind-Verhältnis koft ein Leben lang bestehen. Kehrt man heim ins Elternhaus, erlebt man dort die Fürsorge der Mutter und die Ratschläge des Vaters. Das kann – je nach Beziehung – konfliktreich sein oder auch erholsam. Doch wenn ein Elternteil oder beide pflegebedürftig werden, wird die gewohnte Beziehung auf den Kopf gestellt. 

In Österreich kümmern sich 947.000 Menschen privat um die Pflege von Angehörigen, rund 10 Prozent der Bevölkerung. Meist sind es Frauen, die Angehörige daheim pflegen. Die überwiegende Mehrheit betreut die Pflegebedürftigen zu Hause, ein kleiner Teil ist in die stationären Langzeitpflege eingebunden. 

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Häusliche Pflege: Herzensangelegenheit mit Fallstricken

Häusliche Pflege ist mehr als nur eine Pflicht. Vielen Menschen ist es ein Herzensanliegen, einen Angehörigen daheim zu pflegen. „Als meine Kinder noch klein waren, war meine Schwiegermutter immer eine große Unterstützung. Nun liegt es an mir, sie zu unterstützen. Mit meiner Pflege möchte ich ihr etwas zurückgeben“, berichtet beispielsweise Maria Dachsberger aus Ruprechtshofen. Zu erleben, wie sehr ein hilfsbedürftiger Mensch aufblüht, wenn er sich in seiner vertrauten Umgebung von einer ihm nahestehenden Person umsorgt fühlt, wird von pflegenden Angehörigen als bereichernd empfunden. Dem Pflegebedürftigen selbst kann dies zusätzliche Energie geben. Aber auch der helfende Angehörige vermag aus dieser Aufgabe Kraft zu schöpfen. Sie kann die Beziehung zum pflegenden Elternteil vertiefen.. Kleine Momente, wie ein dankbarer Blick oder wenn man miteinander lacht, werden als kostbar, sinnstiftend und erfüllend beschrieben. 

Der Rollentausch im Pflegefall kann aber auch zu einer Belastung und Überforderung werden – für beide Seiten. Pflegebedürftige Eltern leiden unter dem ungewohnten Gefühl von Hilflosigkeit und dem Verlust von Unabhängigkeit. Und die pflegenden Kinder müssen lernen, die neue Verantwortung für ihre Eltern mit ihrem eigenen Leben in Einklang zu bringen. Das ist anspruchsvoll. Die Journalistin und Pflegeexpertin Martina Rosenberg hat über ihre Erfahrungen einen Bestseller geschrieben: „Mutter, wann stirbst du endlich? Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird“ (erschienen bei Blanvalet).

Am Anfang Ihrer Geschichte stand der Wunsch, die Eltern zu Hause alt werden zu lassen, damit sie gemeinsam mit ihrer Enkelin in einem Mehrgenerationenhaus leben können. „Für unsere Tochter war es toll, dass sie einfach runtergehen konnte zu Oma und Opa. Man hilft sich ja auch“, sagt Rosenberg.

Junge Frau umarmt ältere Dame
Die verbleibende Zeit genießen: Pflege ist harte Arbeit. Aber sie ermöglicht auch, die Beziehung zu den Angehörigen wieder zu intensivieren.

Zerreißprobe häusliche Pflege

Als Rosenbergs Mutter jedoch dement wurde und der Vater in schwere Depressionen fiel, kippte der Situation. „Von harmonischem Zusammenleben war keine Rede mehr, die Nähe wurde zur Belastung“, berichtet Rosenberg. Als ihre Mutter mitbekam, wie sehr die Krankheit sie veränderte, war sie todunglücklich und äußerte häufig, sterben zu wollen. Auch der Vater konnte die Traurigkeit in den Augen seiner Frau immer schwerer ertragen. Die demente Mutter neigte zur  Aggressivität, Rosenbergs eigene Familie hatte unter ständiger Unruhe zu leiden. Irgendwann erschrak Martina Rosenberg über ihre Verzweiflung.

Heute weiß Rosenberg: Häusliche Pflege kann gelingen, wenn man dabei auch auf sich selbst achtet. Um anderen zu helfen, hat sie ihre Erlebnisse in einem Buch verarbeitet und ein Internetportal für pflegende Angehörige gegründet: www.pflege.pro. Hier möchte sie möglichst passgenaue Lösungen für die unterschiedlichen Lebensumstände ratsuchender Angehöriger und deren Familien zu bieten.

Wer pflegt, ist nicht allein

Das Beispiel von Familie Rosenberg zeigt, wie wichtig es ist, die häusliche Pflege gut informiert und mit realistischen Erwartungen anzugehen.

Achte nicht nur auf die Bedürfnisse der Person, die du pflegst, sondern auch auf deine eigenen. Denn wer daheim pflegt, arbeitet schließlich rund um die Uhr. Binde Freunde oder weitere Familienmitglieder ein, um dir regelmäßige Auszeiten nehmen zu können. Entwickle ein Gespür für deine eigenen Grenzen und hole dir, wenn nötig, rechtzeitig Hilfe.

Eine gute Übersicht über Unterstützungsmöglichkeiten bietet eine Seite des Bundessozialministeriums. Um pflegende Angehörige zu entlasten, hat das Ministerium mit Unterstützung des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen ein sogenanntes „Angehörigengespräch” ins Leben gerufen, bei dem Psychologinnen und Psychologen pflegenden Angehörigen kostenlos helfen. Solltest du merken, dass die häusliche Pflege dich überfordert und belastet , kannst du kostenlos bis zu zehn Gespräche mit einer Psychologinnen oder einem Psychologen in Anspruch nehmen. Diese Angehörigengespräche werden über das Kompetenzzentrum „Qualitätssicherung in der häuslichen Pflege“ vermittelt. Mehr Infos dazu findest du in dieser Broschüre

Das Kompetenzzentrum bietet außerdem für Bezieher eines Pflegegeldes im Rahmen eines kostenlosen Hausbesuches fachliche Beratung mit praktischen Pflegetipps an. 

Um die häuslichen Pflege mit deinem Beruf vereinbaren zu können, hast du die Möglichkeit, eine Pflegekarenz oder Pflegeteilzeit, eine Familienhospizkarenz oder Familienhospizteilzeit in Anspruch zu nehmen. Um pflegende und betreuende Angehörige  finanziell zu unterstützen, gibt es in diesen Fällen einen Rechtsanspruch auf Pflegekarenzgeld. Es wird einkommensabhängig entsprechend des Arbeitslosengeldes gezahlt.

Müssen Mutter oder Vater rund um die Uhr zu Hause betreut werden und können das die Angehörigen nicht leisten, ist eine 24-Stunden-Betreuung durch eine Betreuungsperson eine Möglichkeit. Wenn die betreuungsbedürftige Person Pflegegeld bezieht und ihr monatliches Nettoeinkommen 2.500 Euro nicht übersteigt, kann dafür eine Förderung in Anspruch genommen werden. Voraussetzung ist das die Betruungsperson über eine Ausbildung oder über eine sechsmonatige Pflege-Erfahrung nachweisen kann. Mehr dazu findest du auf dieser Seite des Sozialministeriums.


Es gibt also eine Reihe von Möglichkeiten und Hilfestellungen, die die Belastungen durch eine häusliche Pflegesituation mindern. Wer pflegt, ist nicht allein – wer Pflege benötigt, auch nicht.

 

Themenschwerpunkt Wohnen im Alter

alte Frau arrangiert Blumen ín einer Vase
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