Das Wetter wird extremer. Trockenheit, Stürme, Schädlinge – der Klimawandel erreicht den Wald. Was wird aus ihm?
Österreich ist fast zur Hälfte von Wald bedeckt – zu 48 Prozent. Das ist gut, denn Bäume und Wälder sind eine wirksame Waffe gegen den KIimawandel: Sie ziehen Kohlendioxid (CO2) aus der Luft und lagern den Kohlenstoff im Holz und im Waldboden ein. Wissenschaftler diskutieren, ob sich durch massive Aufforstung der Klimawandel abschwächen lässt. Doch der setzt schon dem vorhandenen Wald heftig zu.
Durch die Erwärmung verdunsten Niederschläge schneller. Und die Vegetationsperiode, während der die Pflanzen dem Boden Wasser entziehen, verlängert sich. Die Folge: Trockenheit. Und die winterliche Ruheperiode für die Bäume verkürzt sich. Dazu kommen häufigere Stürme. Das Klima setzt Bäume unter Stress. Das machen sie anfälliger für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Ein Großteil der europäischen Wälder ist potenziell gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Max-Planck-Instituts. Und der Klimawandel steht erst am Anfang. Seit Beginn der Industrialisierung hat die Temperatur in Österreich rund 2 Grad zugenommen. Im Laufe dieses Jahrhunderts könnten fünf weitere Grade dazukommen, warnt der Weltklimarat in seinem jüngsten Bericht.
Der Wald ist nicht verloren. Aber er muss sich verändern. Und das ab sofort. Wer Wälder bewirtschaftet und Bäume pflanzt, muss Jahrzehnte vorausschauen. Waldbesitzer sollten heute schon Baumarten setzen, die mit den zukünftigen Bedingungen besser zurechtkommen. Dazu können auch solche gehören, die bisher noch wenig oder gar nicht in Österreich vorkommen. Das Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft, kurz BFW, will Waldbesitzer dabei unterstützen, ihren Wald klimafit zu machen. Auf der Seite www.klimafitterwald.de finden sie Infos und Tipps zum Thema. Das BFW rät dazu, auf Mischwälder statt auf Reinbestände zu setzen, um das Risiko durch Klimawandel und Schädlinge zu verteilen. Mithilfe einer „Baumarten-Ampel“, einer interaktiven Karte, kann man sich für seinen Standort die Eignung unterschiedlicher Baumarten für das Klima der Zukunft anzeigen lassen. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Österreich regional unterschiedlich: Während im Osten zunehmende Trockenheit ein Problem für den Wald darstellt, bieten sich in den Bergen auch neue Chance: Die Baumgrenze verschiebt sich nach oben.
Ausgerechnet für die Fichte sieht es nicht gut aus. Sie wächst in Österreich gegenwärtig auf 50 Prozent der Waldfläche. Dafür gibt es gute Gründe: Sie stellt keine großen Ansprüche an den Standort, wächst schnell und ihr Holz ist vielseitig zu verwenden. Doch sie wurzelt flach und ist daher auf eine gute Wasserversorgung angewiesen. Daher hat sie schlechte Aussichten, hierzulande in Höhenlage unter 600 Metern langfristig zu überleben. Vor allem im Mühl- und Waldviertel, Weinviertel, Marchfeld sowie im Burgenland und Grazer Becken wird es für die Fichte ungemütlich. Das BFV rät: Stehen Fichtenbestände in gefährdeten Regionen zur Verjüngung an, sollten diese mit Baumarten aufgebessert werden, die gegenüber Trockenheit resistenter sind.
Zu den Nadelbäumen, die besser als die Fichte für den Klimawandel gerüstet sind, gehören die Weißtanne, die Weißkiefer, die Lärche oder die Douglasie. Letztere stammt aus Nordamerika, war aber vor der letzten Eiszeit schon einmal in Europa heimisch.
Insgesamt wird der Anteil der Laubbäume in Zukunft steigen. Besonders die Trauben- und die Stieleiche sowie Edellaubbaumarten wie Vogelkirsche, Ahorn, Esche, Ulmen, Linden, Walnuss, Edelkastanie oder Wildobstbäume werden mit dem zukünftigen Klima gut zurechtkommen. Eine weitere Variante: Es werden zwar heimische Baumarten gepflanzt, Samen oder Jungpflanzen aber aus Südeuropa importiert. Denn die südlichen Verwandten unserer Bäume haben sich genetisch bereits an die Hitze angepasst.
Auf lange Sicht hilft sich die ohnehin Natur selbst. Wird es Bäumen zu warm, wandern sie in kühlere Regionen ab, während aus wärmeren Gebieten wiederum neue Baumarten zuwandern. Wie das die Bäume machen? Dabei machen sich natürlich nicht einzelne Bäume auf den Weg. Aber die Samen der Bäume werden mit dem Wind verweht. Und in den Himmelsrichtungen, in denen das Klima ihnen ein wenig mehr entgegenkommt, schlagen sie am ehesten Wurzeln. So können sich Bäume im Laufe von Generationen hin zu klimatisch angenehmen Gebieten bewegen.