In der klaren Bergluft der Weststeiermark hat sich Werner Goach eine kleine Wunderwelt der Erlebnisgastronomie geschaffen. Hier genießen seine Gäste das echte Landleben – fernab von jeglichem Romantikkitsch.
Es gab mal eine Zeit, da kannten die Menschen noch keine Öko-Siegel, keine Bio-Läden und der Begriff Nachhaltigkeit war nur den Förstern vertraut. Damals verstreuten die Bauern auf ihre Äcker noch keine Kunstdünger, die Schweine wurden noch nicht mit Antibiotika gemästet und wir konnten aus den Bächen trinken. Diese Zeit ist noch nicht lange her. Werner Goach (63) hat sie in seiner Kindheit erlebt. „Ich bin auf dem urigen Bauernhof meiner Großeltern aufgewachsen“, berichtet der Gastwirt. „Es war eine glückliche Kindheit, auch wenn es viel Arbeit gab. Wir waren immer Bio, wir kannten nichts anderes.“
Seine Herkunft hat Goachs Gespür für das Echte und Traditionelle geprägt. „Das ist in mir drin.“ Der gelernte Koch war Küchenchef in der Tiroler Luxusherberge Stanglwirt, ehe er 1983 das Ausflugslokal Jagawirt übernahm, das seine Mutter 30 Jahre lang geführt hat. Das Wirtshaus liegt in St. Stefan ob Stainz an den Hängen des Reinischkogels in der Weststeiermark, umgeben von üppigen Obst- und Gemüsegärten. Nebenan grunzen die hauseigenen Schweine in der klaren Bergluft, auf seinen Hügelbeeten zieht Goach nach den Regeln einer natürlich ausgewogenen Permakultur Kräuter und Gemüse für seine regionale Küche.
Wenn ihn jemand einen Öko-Pionier nennt, muss Werner Goach lachen. Er lebt nach alter Sitte im Einklang mit der Natur. Wenn die Menschen heute das Urban Gardening, die Selbstversorgung, die Produkte aus der nahen Umgebung und das Do-it-yourself wiederentdecken, kann er nur fröhlich mit den Achseln zucken. Goach hat nie etwas anderes gemacht.
„Mein Mann beherrscht zehn Berufe in Perfektion“, schwärmt Ehefrau Maria. „Er ist Koch, Bauer, Tischler, Metzger, Schnapsbrenner, Schweinezüchter und was weiß ich noch alles.“ Mit diesem Reichtum an Talenten hat sich Goach seinen Lebenstraum erfüllt. Aus dem vierhundert Jahre alten Anwesen der Familie schuf er in jahrelanger Handarbeit ein Idyll aus Wirtshaus, Hofladen, Seminarräumen und Hochzeitssälen, Ferienapartments und dem winzigsten Hotel Österreichs. Das hölzerne Hexenhäuschen Hotel Maria hat nur ein Zimmer für maximal drei Personen und wurde von seiner Gattin mit liebevoll bestickten Kissen eingerichtet.
Die Hölzer an Böden, Decken und Wänden baute Goach selber ein. Die Bohlen hat er nicht mit Chemie gebeizt, sondern mit Bienenwachs behandelt. „Alles andere sieht nach kurzer Zeit schäbig aus.“ In die Gaststube installierte er einen Herd, wie es in alten Stadln seit jeher Brauch ist. „Ich habe immer so gebaut, dass es dastand, als ob es schon immer dagestanden ist.“ Echt muss sein, nur dann ist Gemütlichkeit glaubwürdig. „Man muss sowas leben und ehrlich sein!“, betont Goach. „Die Leute lassen sich nicht mehr verarschen.“
Weine, Bier und Fleisch stammen aus der Region. Sein Nachbar züchtet Schafe. Goachs Lammspezialitäten sind hochgerühmt. Auf seinem Gelände laufen an die hundert Sauen umher. „Die Schweine sind meine Werbung. Zu mir kommen sogar Vegetarier, um Fleisch zu essen.“ Der Kochbuchautor und einstige Chefredakteur des Gault Millau-Österreich, Christoph Wagner, lobte Goach als „Pionier“ einer authentischen Erlebnisgastronomie. Bei ihm dudeln eben keine volkstümlichen Schlager aus der Konserve, hier wird zünftige Volksmusik live aufgespielt.
„Die gute Gesellschaft hat uns schon früh entdeckt“, erzählt Goach stolz. Schon innerhalb des ersten Jahres erlebte sein Lokal „einen Publikumssprung“. Sogar aus Deutschland kommen die Gäste angereist. Aus Wien sowieso. „Die Wiener lieben ja die Steiermark. Das war immer ihr Naherholungsgebiet.“ Kein Wunder, dass die Filiale Steirerstöckl in Wien seit 20 Jahren „abgeht wie die Feuerwehr. Dort treffen sich Ärzte, Schauspieler – lauter gute Gäste.“
Das Wiener Wirtshaus im Steirer-Stil führt Goachs Sohn Peter (45). Draußen am Reinischkogel wird Tochter Verena (34) die Geschäfte übernehmen. „Sie hat den Charme ihrer Mutter, gottlob nicht von mir!“, lacht Goach. Sie planen einen „sanften Übergang“ in der Generationenfolge. Auch dies gehört zur Lebenshaltung des Werner Goach: Das Haus bleibt in der Familie und wird in einem natürlichen, ausgewogenen Rhythmus weitergereicht.