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Wie reagierst du richtig, wenn dein Kind einen Unfall hat? Tipps von einem Notfallmediziner.

Lesedauer: 3 Min.

Kinder lieben es, die Welt mit allen Sinnen zu erkunden. Sie tun das voller Neugier und noch ohne Bewusstsein für Gefahren. Wie gefährlich diese Entdeckerfreude sein kann, zeigt die Unfallstatistik des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV): In Österreich verunglückt etwa alle drei Minuten ein Kind. Die meisten Unglücke passieren zu Hause und in der Freizeit.

Zu den Hauptursachen gehören laut KFV Stürze, Verbrennungen, Ertrinken und Ersticken. Weil so vieles davon im heimischen Umfeld passiert, bist du also in vielen Situationen in der Nähe und kannst schnell reagieren. Aber viele Eltern haben Angst, bei den Erste-Hilfe-Maßnahmen etwas falsch zu machen. Wie verhältst du dich richtig?

„Der kindliche Notfall ist eine belastende Situation, selbst für professionelle Helfer“, sagt Wolfgang Schreiber, Notfallmediziner und Chefarzt des Österreichischen Roten Kreuzes. „Es ist wichtig, trotz der starken Emotionen, die Eltern nachvollziehbarerweise haben, ein möglichst cooler Helfer zu sein. Anstatt zu schreien oder zu weinen, muss geschaut werden, was passiert ist.“

Die Reaktionen checken

Als erstes solltest du dein Kind ansprechen und berühren, um zu schauen, ob es reagiert. Pass aber auf, dass du es nicht ruckartig bewegst. Lautes Ansprechen und ein fester Griff reichen aus. Wenn dein Kind keine Reaktion zeigt, musst du als nächstes die Atmung kontrollieren. Atmet es, ist aber bewusstlos, bringst du es in die stabile Seitenlage. Denn solange es auf dem Rücken liegt, besteht die Gefahr, dass es an Blut oder plötzlich Erbrochenem erstickt.

Wenn du keinen Atem feststellen kannst, musst du mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen. Solltest du ganz alleine sein, reanimiere dein Kind erst eine Minute lang, bevor du die Rettung rufst. Seid ihr mindestens zwei Helfer, kann direkt die Rettung gerufen werden. „Etwas ganz Beruhigendes ist: Du bekommst als Anrufer Unterstützung von der Rettungsstelle“, sagt Schreiber. Es gehöre mittlerweile zu den Aufgaben der Notrufzentrale, im Ernstfall Erste-Hilfe-Maßnahmen anzuleiten. Dispatch-Life-Support heißt das und ist durch die moderne Notrufabfrage möglich. Du bist also nicht allein.

Dein Kind beatmen

Bis die Rettung eintrifft, musst du dein Kind beatmen. Dafür überstreckst du seinen Kopf leicht nach hinten, das Kinn hältst du mit zwei Fingern fest, die Nase drückst du zu. Du atmest ein und bläst ihm die Luft in den Mund. Bedenke dabei, dass Kinder ein kleineres Lungenvolumen haben. Beobachte, ob der Brustkorb sich wirklich hebt, nur dann gelangt der Atem bis in die Lunge. Hat sich der Brustkorb deines Kindes wieder gesenkt, wiederholst du das Ganze, insgesamt fünf Mal. Wenn sich danach keine Lebenszeichen einstellen, wie Husten oder eine Abwehrbewegung, musst du mit der Herzdruckmassage beginnen.

Herzdruckmassage mit Lied im Ohr

Dafür denkst du dir eine Linie zwischen den Brustwarzen und setzt deine Handballen direkt unter dieser Linie auf, in der Mitte des Oberkörpers. Mit durchgestreckten Armen musst du jetzt 30 mal den Brustkorb fest drücken, danach folgen zwei Beatmungen, dann geht es wieder mit 30 mal Druckmassage weiter. Du solltest die Massage in einer Geschwindigkeit von etwa 100 bis 120 Mal pro Minute durchführen. Um im richtigen Rhythmus zu bleiben, kannst du deshalb an ein Lied mit passendem Beat denken. Für jeden Takt im Lied, drückst du einmal auf den Brustkorb. Geeignet sind etwa: „Stayin‘ alive“ von den Bee Gees oder „Atemlos“ von Helene Fischer.

Basismaßnahmen und Beruhigung

Zum Glück ist es sehr unwahrscheinlich, dass du in eine solche Extremsituation kommst. Ein echter Kreislaufstillstand, der eine Herzdruckmassage erfordert, sei bei Kindern sehr selten, sagt Notfallmediziner Schreiber. In vielen Fällen müsse man handwerkliche Maßnahmen der Ersten Hilfe gar nicht selbst anwenden. „Oft reicht es aus, psychischen Beistand zu leisten, dem Kind den Stress zu nehmen, an seiner Seite zu bleiben, es zu beruhigen“, sagt Schreiber. „Relevante Notfälle sind im Kindesalter die Ausnahme. In der Regel haben sie keinen lebensbedrohlichen Charakter.“

Meistens reichen also Basismaßnahmen aus, bis die Rettung eintrifft. Neben der wichtigen Beruhigung und Nähe sind das folgende: Lagere dein Kind so, dass es wenig Schmerzen hat, öffne einengende Kleidung und sorge für frische Luft. Du kannst dein Kind zudecken, falls es fröstelt. Und du solltest es vor direkter Sonne schützen, wenn es heiß ist.

Erste-Hilfe-Kurse besuchen

Schreiber empfiehlt, mindestens einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen. Es gibt viele Angebote, die speziell auf Rettungsmaßnahmen bei Kindern zugeschnitten sind. „Für Eltern sind solche Kurse sinnvoll, denn im Kindesalter gibt es Notfälle, die bei Erwachsenen selten vorkommen.“ Das Verschlucken von Kleinteilen zum Beispiel. „Maßnahmen bei Erstickungsgefahr wie der Heimlich-Griff sind schwer in Worte zu fassen“, sagt Schreiber. „Das muss man sich zeigen lassen und selbst üben.“ Schon eine Handvoll Maßnahmen reiche aus, um Leben zu retten.

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Erste-Hilfe-Kurs: Für Eltern gibt es speziell auf Kinder zugeschnittene Kurse.

Blutungen stoppen

Dazu gehört auch das Abdrücken von Blutungen. Starke Blutungen können bei Kindern nämlich schnell lebensbedrohlich werden. Erwachsene haben 4 bis 7 Liter Blut im Körper, ein 6-jähriges Kind hat nur etwa 1,5 Liter. Stark blutende Arme oder Beine müssen sofort abgebunden werden. Dazu nimmst du ein Stück Stoff, das du in 4 bis 5 cm Breite faltest. Mit einem Knoten ziehst du es so fest wie möglich über der Wunde zu. Darauf bindest du einen zweiten Knoten, lässt den aber locker, damit du durch die entstandene Schlaufe etwas Längliches stecken kannst. Egal, ob es ein Stock ist oder ein Kochlöffel. Erst danach ziehst du auch den zweiten Knoten fest und bindest noch einen dritten darauf. Der letzte wichtige Schritt: Du drehst den Stock oder Löffel, bis die Blutung aufhört. Dann hältst du ihn in dieser Position bis die Rettung eintrifft. Hab keine Angst, dass deinem Kind die Gliedmaßen absterben – das geschieht frühestens nach zwei Stunden.

Unfällen vorbeugen

Übrigens: Rund die Hälfte der Unfälle könnte durch einfache Sicherheitsmaßnahmen verhindert werden, so der Verein „Große schützen Kleine“., der sich dafür einsetzt, Kinderunfälle zu vermeiden. In den vergangenen gut 25 Jahren sei die Zahl der tödlich verunglückten Kinder um ganze 90 Prozent gesunken. Der Verein führt das unter anderem auf die kontinuierliche Wissensweitergabe zurück. Was also kannst du selbst tun, um schlimmen Unfällen vorzubeugen? Zu den einfachen Lebensrettern gehören: Schränke und Fenster zu sichern. Brandmelder und Bettgitter zu installieren. Einen guten Autokindersitz zu besorgen. Und den Pool, wenn du einen hast, auf jeden Fall einzuzäunen.

Wichtige Rettungsnummern:

Notarzt in Österreich 144, in der gesamten EU 112

Vergiftungszentrale +43 1 406 43 43

Rettungsorganisationen:

Lesetipp: Die wichtigsten Versicherungen für Familien

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Typische Unfallherde vermeiden: Kochend heißes Wasser kann lebensgefährlich werden.
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