Ein Traum für Menschen, die gerne wandern: eine Alpenüberquerung zu Fuß. Wir erklären, wie du so eine Fernwanderung planst und stellen acht Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade vor. Alle führen durch Österreich.
Zu Fuß die Alpen zu überqueren, ist ein unvergessliches Erlebnis. Wandernd kommst du den Bergen und der Natur nahe. Es wird anstrengend sein, vielleicht kalt oder nass. Aber Tag für Tag rückst du weiter vor und bist überrascht, wie viel Strecke du zu Fuß schaffen kannst. Und am Ende eines langen Marsches etwa in der Altstadt von Sterzing oder Meran ein Eis zu essen oder einen Aperitivo zu trinken – unbezahlbar.
Die beste Zeit ist von Juni bis September. Sie hängt im Einzelnen davon ab, in welche Höhen die Tour führt.
Eine Alpenüberquerung ist ein Fernwanderweg, der über den Alpenhauptkamm führt. Es gibt einige bekannte Routen, die unterteilt in Tagesetappen, in Wanderführern und Webseiten beschrieben werden und denen organisierte Touren folgen. Aber jeder kann sich natürlich auch selbst einen Weg über die Berge suchen. Doch die Auswahl an Wegen über die Alpen, bei denen du keine Gletscherausrüstung und kein Kletterseil brauchst, ist gar nicht so groß. Fast alle Routen führen durch Österreich. Die meisten Wanderer starten im Norden, in der Nähe der Zugspitze, in Oberstdorf oder in Garmisch-Partenkirchen oder weiter im Osten, am Tegernsee oder in Schliersee. Die Ziele liegen vorzugsweise in Italien, beliebt sind Meran oder Sterzing.
Die meisten Touren dauern eine Woche, wie etwa auf dem Fernwanderweg E5 von Oberstdorf nach Meran. Das bedeutet aber, dass gemogelt wird: Es wird nicht die ganze Strecke durchgängig gewandert. Immer wieder fährt man ein Stück der Strecke mit dem Taxi, mit Bus, Bahn oder Seilbahnen. Sonst wären die Strecken zu Fuß nicht in einer Woche zu schaffen.
Wer sich mehr Zeit nehmen kann, wandert alle Etappen komplett zu Fuß. Das kann dann mehrere Wochen oder gar Monate dauern. Manche Menschen machen so etwas in einer Auszeit oder nach dem Berufsleben, oder sie gehen jedes Jahr ein paar Etappen.
Die Planung einer Alpenüberquerung erfordert einiges an Wissen. Die Routen sind anstrengend, Wetterumstürze können auch im Hochsommer Schnee und Eis und somit große Gefahren mit sich bringen. Trotzdem kannst du die Alpen auf eigene Faust zu Fuß überqueren. Du solltest dann aber körperlich fit und sportlich sein und bereits Erfahrung mit dem Bergwandern haben. Hast du wenig Erfahrung und möchtest eine anspruchsvollere Route wandern, solltest du dich einer Gruppe oder einer organisierten Tour anschließen. Dann wird für den Transport deines Gepäcks gesorgt, die Transfers sowie oft auch die Rückreise vom Zielort mit einem Bus.
Außerdem gibt es Anbieter, bei denen du die Unterkünfte, den Gepäcktransport und deinen Rücktransport buchst, jedoch individuell und selbstständig wanderst.
Eine der großen Fragen einer Alpenüberquerung lautet: Was nehme ich mit? Vor allem, wenn du dein Gepäck über die ganze Strecke tragen wirst. Die Frage lautet daher vor allem auch: Was nehme ich nicht mit? Auf Schnickschnack verzichten, aber alles Lebenswichtige dabeihaben – das ist die Kunst des Rucksackpackens.
Für die Orientierung brauchst du Karten und/oder Apps auf dem Smartphone. Powerbank nicht vergessen! Unbedingt mit müssen mehrere Schichten Kleidung, auch im Hochsommer warme Klamotten, Handschuhe und Mütze, wind- und regendichte Jacke, Socken, Rettungsdecke oder Biwacksack, Sonnenschutz, Mini-Duschgel und Shampoo, Zahnpasta. PuristInnen greifen zu Kinderzahnbürsten, weil die leichter sind.
Für den Tag brauchst du unbedingt genügend Wasser oder Tee, da du in der Höhe und wegen der Anstrengung viel trinken musst. Außerdem mindestens eine Notration aus Nüssen oder Schokolade. Abends schlüpft man in die Wechselwäsche und wäscht bei Bedarf den Rest.
Wildzelten ist in den Alpen in der Regel verboten. Du schläfst in Hotels, Pensionen im Tal oder in Berghütten. Dort nächtigst du im sogenannten Lager mit zehn oder mehr Menschen zusammen. Für die Hüttenübernachtung brauchst du einen Hüttenschlafsack, eine Art Leintuch. Diese Hütten sind lange im Voraus ausgebucht. Teilweise musst du dich ein Jahr vorher um einen Schlafplatz kümmern, vor allem entlang der beliebten Wanderrouten wie dem E5. Die Kontaktdaten findest du auf den Seiten der Alpenvereine. Veranstalter buchen lange im Voraus ihre Kontingente. Mit ihnen hast du also sicher einen Platz, andererseits verknappen sie das Angebot.
Ein Fehltritt kann genügen. Ein Unfall beim Wandern in den Hochalpen kann mit erheblichen Kosten verbunden sein. Mit der privaten Unfallvorsorge von Wüstenrot sicherst du dich gegen die finanziellen Folgen eines Unfalls ab. Inkludiert sind:
Diese einwöchige Route ist gut für Anfänger geeignet. Sie führt auf leichten bis mittelschweren Wegen durchs Zillertal über das Pfitscherjoch. Sie erstreckt sich über etwa 110 km und 3300 Höhenmeter. An fast jedem Tag fährt man auch ein Stück, sei es mit dem Linienbus oder mit der Bahn. Übernachtet wird komfortabel in Hotels, Gasthöfen und Pensionen.
Der Innsbrucker Georg Pawlata hat diese Überquerung 2014 zusammengestellt. Pawlata hatte schon andere Weitwanderwege entwickelt und stellte fest, dass Routen über die Alpen zwar sehr beliebt, viele aber technisch sehr anspruchsvoll waren. Von den Schwierigkeiten waren die meisten Menschen überfordert. Daher kam mir die Idee: Es müsste eine Möglichkeit geben, dass auch der durchschnittlich trainierte Wanderer auf leichten bis mittelschweren Wegen über die Alpen kommt.“
Mit Gepäcktransport buchst du sie hier.
Die Agentur „Bergbegegnungen“ entwickelte ein Angebot, bei der die Alpen nachhaltiger überquert werden. Die geführten Gruppen wandern entlang einsamer Strecken und übernachten in Hotels und Hütten, die Wert auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Bio-Produkte legen. Der CO2-Verbrauch der etappenweisen Transporte wird kompensiert. Gäste, die mit dem Zug anreisen, erhalten einen Rabatt. Zurück von Südtirol nach Garmisch oder München geht es natürlich ebenfalls mit dem Zug.
Die Route startet in Garmisch-Partenkirchen, führt durch die Partnachklamm zur Reintalangerhütte, von dort weiter in die Leutasch, ins Sellraintal, über die Kalkkögel ins Schmirntal, weiter ins Wipptal und hinunter nach Südtirol. Pro Tag überwindest du 1.500 Höhenmeter, insgesamt geht es in acht Tagen 5.400 Höhenmeter bergauf.
Diese Fernwanderung bietet ein Postkartenmotiv nach dem anderen. Sie beginnt mit einer Schifffahrt auf dem Königssee unterhalb des Watzmanns bei Berchtesgaden, führt an an den majestätischen Hohen Tauern und am Großglockner vorbei, Österreichs höchstem Berg, durch das wenig bekannte Villgratental und schließlich zur Auronzohütte unterhalb der Drei Zinnen, dem Wahrzeichen der Dolomiten. Von dort kommst du am siebten Tag mit Bus und Bahn zurück nach Berchtesgaden.
In sieben Wanderetappen bewältigst du 85 Kilometer und 6.800 Höhenmeter. An drei der sieben Tage sind Transfers mit dem Taxi oder dem ÖPNV vorgesehen. Wer die Route komplett laufen will, muss für zusätzliche Zwischenetappen einige Tage dranhängen.
Hier findest du Beschreibungen der Etappen, mit Transfers oder alternativen zusätzlichen Wanderetappen und Hütten für Einkehr und Übernachtung.
Die Alpenüberquerung entlang des Fernwanderweges E5 ist eine der bekanntesten. Sie eignet sich für fortgeschrittene Wanderer. Man wandert in acht Tagen 180 Kilometer. Einzelne Abschnitte können mit Bus oder Taxi überbrückt werden. Die Tour überwindet 5.000 Höhenmeter und führt zudem auf über 3.000 Meter hinauf, was allein schon anstrengend ist.
Die Route führt von den Allgäuer über die Lechtaler in die Ötztaler Alpen. Über die Alpen in Vernagt ist man schon nach sechs Tagen und kann die Tour entweder schon hier beenden oder noch zwei Tage durch das malerische Passeiertal bis nach Meran laufen.
Am Weg gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Verpflegung und Übernachtung von der Almhütte bis zum Hotel.
Bergwanderführerin Nina Ruhland aus Bad Bayersoien sagt, da der E5 so viel begangen werde, erscheine er als machbares Abenteuer. Doch trotzdem sei es ein alpiner Weg. Neben Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit müssten die Wandernden Erfahrung im alpinen Gelände mitbringen. „Wenn es über Nacht 30 Zentimeter Neuschnee runterhaut oder Markierungen im Nebel verschwinden, sind für manchen Alpenüberquerer die Grenzen des eigenen Könnens weit überschritten.“
Leider lese man in den sozialen Medien, wie easy der Weg sei. „Und dann stehen die Leute überfordert, verunsichert im Gelände, das sie nicht beherrschen, oder unsere Gruppen werden beim kleinsten Schneefall plötzlich größer."
Informationen zum E5 hat die Bergwanderführerin in ihrem Buch veröffentlicht:
Beschreibungen der Etappen und Tipps zur Route am E 5 findest du hier.
Mit einer Länge von 1.300 km und 70 Etappen ist diese Route eine der anspruchsvollsten. Der Autor Martin Marktl hat diese Route konzipiert und eine Wanderführer zu ihr veröffentlicht. Veranstalter für geführte Touren entlang dieser Route gibt es nicht.
Die Route überwindet 70.000 Höhenmeter und führt durch vier Alpenstaaten am Südrand der Alpen entlang. Sie ist eine gute Alternative, wenn du die überlaufene Route von Oberstdorf nach Meran meiden möchtest. Es geht durch Österreichs Osten, Sloweniens Gebirge, durch Südtirol und die Lombardei bis in die Schweiz. Dabei durchquerst du 20 Gebirgsgruppen.
Wenn du vier Wochen Zeit für eine Alpenüberquerung hast, dann könnte diese Route, bekannt als L1, für Dich passen. Auf ihr wanderst du etwa 440 Kilometer und hast danach 33.000 Höhenmeter in den Beinen. In Österreich folgt die Route hauptsächlich dem Ötztal, in Italien verläuft sie weiter westlich als die bekannteren Überquerungen, in der Mitte zwischen Iseosee und Gardasee in der Lombardei nach Brescia.
Weder Bergbahnen noch Busse warten auf müde Wandersleute, hier wird wirklich jeder Meter zu Fuß gegangen. Die L1-Route ist technisch anspruchsvoll und erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Du musst keine Kletterpassagen bewältigen, aber es gibt steile, ausgesetzte und seilversicherte Abschnitte. Zusätzlich sind zwei spaltenfreie Gletscher zu queren, wobei Steigeisen nicht nötig, Grödel aber empfehlenswert sind.
Die Karte findest du hier.
München, Marienplatz, 8. August, 8 Uhr morgens: Da treffen sich traditionell jene Weitwanderer, die den sogenannten Traumpfad von München nach Venedig wandern möchten. Es kommen auch manche, die die Tour schon gegangen sind und verabschieden neue Wandersleute. Natürlich kannst du auch zu jedem anderen Tag im Sommer loswandern. 1977 hat der wanderbegeisterte Ludwig Graßler aus Wolfratshausen diese Tour erfunden, lange vor dem Boom der Weitwanderwege.
Die etwa vierwöchige Route wird komplett durchgewandert, sie erstreckt sich über 550 Kilometer, fast 20 000 Höhenmeter sind zu bewältigen. Nach dem Auftakt auf dem Marienplatz endet die Tour auf dem Markusplatz, von Bier zu Bellini, von Schweinshaxe zu Spaghetti. Bei diesem Fernwanderweg ist Ausdauer gefragt. Etwa 20 Tage bist du in den Bergen unterwegs, es geht durch das Karwendel, die Tuxer Alpen und die Dolomiten.
Wenn du nur zwei Wochen wandern möchtest, kannst du die Tour auch schon im Pustertal in Südtirol beenden. Hier hast du bereits den Alpenhauptkamm.
Informationen findest du unter anderem hier.
Für die Via Alpina wurde der Begriff Alpenüberquerung nochmal ganz neu gedacht: Dieser Fernwanderweg durchquert die Alpen längs. Genaugenommen gibt es fünf verschiedene Varianten, die bekannteste Route ist rot mit dem "Via Alpina-Logo" ausgeschildert. Du startest in Triest und erreichst 2.500 Kilometer, 70.000 Höhenmeter und gut vier Monate später Monaco. Wahrlich eine Tour für Enthusiasten. Der Weg folgt dem Alpenbogen durch alle acht Alpenstaaten auf bereits bestehenden Weitwanderwegen.
Das gemeinsame Projekt der Alpenstaaten soll eine nachhaltige Entwicklung sowie das Bewusstsein für die Schutzwürdigkeit des sensiblen Lebensraumes der Alpen fördern. Steigeisen und Seil brauchst du nicht, solltest aber trittsicher und schwindelfrei sein, Ausdauer und Kondition mitbringen.
Informationen findest du hier.
Wer bietet solche Touren an?
Zahlreiche Veranstalter wie ASI-Reisen, Wikinger-Reisen, DAV-Summitclub, Bergbegegnungen, Hauser-Exkursionen und Weltweitwandern, aber auch lokale Veranstalter wie die Alpinschule Oberstdorf haben Alpenquerungen im Programm. Auch Bergführerinnen und Bergführer lassen sich für Touren buchen.
Wo gibt es eine Übersicht über verschiedene Routen?
Auf dieser Seite werden einige Touren vorgestellt. Diverse Veranstalter für Wanderreisen bieten ebenfalls einen Überblick auf ihren Seiten an. Umfassend informiert auch der Deutsche Alpenverein.
Wie fit muss ich sein?
Je konditionsstärker du bist, desto mehr wirst du die Tour genießen können. Sonntagsspaziergänge reichen als Training nicht. Du solltest vor dem Start lange Wanderungen unternommen haben, mehrere Stunden am Stück bergauf, bergab gewandert sein und auch mehrere Tage am Stück.