Das Osterfest ist mit vielen Bräuchen und Traditionen verbunden. Sie unterscheiden sich von Region zu Region. Wir stellen die wichtigsten Osterbräuche vor.
Endlich ist der Winter vorbei. Ostern ist ein Frühlingsfest, bei dem das Erwachen der Natur gefeiert wird. Dafür stehen Osterei und Osterhase. Vor allem das Ei ist ein Fruchtbarkeitssymbol.
Ostern ist neben Weihnachten aber auch das wichtigste Fest des Christentums. Die Karwoche beginnt mit dem Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostersonntag. Zu Ostern gedenken die Christen der Leidensgeschichte von Jesus und seines Todes am Kreuz. Am Ostersonntag wird schließlich die Auferstehung gefeiert.
Rund um das Osterfest sind in Österreich viele Bräuche, Traditionen und Speisen in unterschiedlichen regionalen Ausprägungen entstanden.
Bis zum Abend des Karsamstags dauert die katholische Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt. Am Gründonnerstag wird gerne Grünes gegessen – Salat, Spinat, junges Gemüse oder Kräuter, in Kärnten zum Mittag beispielsweise Spinat mit Rösterdäpfeln und einem Spiegelei. Der Karfreitag ist traditionell ein Fastentag. Am Karsamstag werden Körbe voll mit Zutaten der Osterjause wie Osterschinken, Osterbrot, Eier, Butter und Meerrettich zur Segnung in die Kirche gebracht.
Mit der Osterjause wird am Sonntag das Ende der Fastenzeit und natürlich die Auferstehung gefeiert. In vielen Teilen Österreichs kommt dabei ein im Brotteig gebackener saftiger Schinken auf den Tisch. In Kärnten wird zur Osterjause ein Reindling serviert: ein mit Zucker, Zimt, Rosinen und Nüssen gefüllter, leicht salziger Kuchen aus Germteig.
Zu Ostern besuchen in Tirol, im Salzkammergut oder auch im Mostviertel Taufpaten traditionell ihre Patenkinder. Dabei kommen sie natürlich nicht mit leeren Händen. Als Geschenk haben sie im Mostviertel einen „Godnküpfi“, einen Osterzopf aus Germteig dabei, der eine Münze enthält und zusammen mit einem verzierten Osterei überreicht wird. In der Region Mondsee-Irrsee ist das Mitbringsel eine Osterbrezel, andernorts ein Osterlamm aus Rührteig.
In ganz Österreich ist das Eierfärben, das Bemalen und Verschenken von Ostereiern der zentrale Brauch. Sie gehören unbedingt in die Osternesterl, die am Ostersonntag für die Kinder versteckt werden.
Schon vor Ostern wird mit dem Verzieren von Eiern begonnen. Im burgenländischen Stinatz werden auf rotem, violettem oder schwarzem Untergrund Blumenornamente oder religiöse Motive auf die Eier gekratzt. Diese Kratzkunst ist kroatischen Ursprungs. Im Salzbauer Lungau legt man Kerbelkraut, Krokus und Zwiebelschalen auf ein Leintuch und darauf ein gekochtes Ei. Das Ganze wird fest eingewickelt, zugebunden und in Farbe getaucht. So entstehen besonders schöne Muster.
Eier werden auch für einen sportlichen Wettkampf benutzt: Beim „Eierpecken” schlagen zwei Personen im Duell hart gekochte Eier mit einem kurzen, festen Stoß gegeneinander. Derjenige, dessen Ei unbeschädigt bleibt, gewinnt und bekommt das kaputtgegangene Ei.
Nach dem Gottesdienst am Gründonnerstag verstummen die Kirchenglocken für drei Tage. Den Kindern sagt man früher, die Glocken seien nach Rom geflogen – um dort gereinigt oder vom Papst gesegnet zu werden. Um das Glockengeläut zu ersetzen, wird in Tirol, Vorarlberg und in der Steiermark bis zum Sonntag mit hölzernen Ratschen Krach gemacht, vor allem zu den Prozessionen am Karfreitag. Der Brauch wird von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit gezählt.
An vielen Orten in Österreich werden zu Ostern große Feuer abgebrannt. In Teilen Salzburgs, der Steiermark und in Kärnten werden über mehrere Wochen hinweg kunstvoll gezimmerte Holztürme errichtet und in der Nacht zum Ostersonntag in Brand gesetzt. Diese Osterfeuer haben ihren Ursprung in vorchristlichen Bräuchen. Mit ihnen wurde die Rückkehr des Lichts und der Wärme gefeiert. Die Christen griffen die Tradition auf, um die Auferstehung Jesu zu feiern.
Das Verbrennen alter Dinge im Osterfeuer ist auch eine symbolische Geste für die Befreiung von alten Lasten und einen Neuanfang. Unabhängig vom symbolischen Gehalt sind Osterfeuer immer ein geselliges Ereignis, das Menschen zusammenbringt und das das Gemeinschaftsgefühl stärkt.
Das Palmbuschenbinden ist ein traditioneller Bestandteil des Osterbrauchtums in Österreich und mit dem Palmsonntag verbunden, dem Sonntag vor dem Ostersonntag. An diesem Tag wird an ein freudiges Ereignis erinnert – den Einzug Jesu nach Jerusalem. Dem Neuen Testament zufolge ritt Jesus auf einem Esel durch das Stadttor, freudig begrüßt von seinen Anhängern, die Palmzweige auf der Straße ausbreiteten.
Die Palmbuschen werden auch als Palmbaum, Palmstange, Palmbeserl bezeichnet. Es sind gebündelte Zweige, die am Palmsonntag in der Kirche gesegnet werden.
Nach der Messe werden die Palmbuschen in Häusern und Wohnungen, vorzugsweise im „Hergottswinkel”, aufgestellt oder auch in die Felder gesteckt. Sie sollen Segen bringen und vor Unheil schützen.
Die Zusammensetzung der Palmbuschen ist regional unterschiedlich. Oft enthalten sie Palmkätzchen, die weichen, silbrigen Blüten der Weide, außerdem Buchsbaum, Gemeinen Wacholder, Stechpalme, Eibe, Heidekraut, Birke, Eiche, Kirsche, Sadebaum, Haselnuss und Kopfweide. In manchen Gegenden werden die Palmbuschen zusätzlich mit Äpfeln, Eiern oder Bändern verziert. Um den Kirchgang attraktiver zu machen, werden die Palmbuschen mitunter auch mit Süßigkeiten und Salzbrezeln behängt, die nach der Messe verzehrt werden dürfen.
In der Vorosterzeit und am Osterwochenende finden an vielen schönen Orten in Österreich Ostermärkte statt. Zahlreiche Stände laden mit Osterschmuck, Kunsthandwerk und kulinarischen Spezialitäten zum Stöbern und Schlemmen ein. Ein Ostermarkt-Besuch ist eine tolle Unternehmung für Familien: Besucher erleben regionale Traditionen und Livemusik. Spiel- und Bastelangebote, Märchenerzählerinnen und Theater halten die Kinder in Atem. Die Märkte finden bevorzugt an sehenswerten Orten statt: in Burgen, Schlössern oder historischen Stadtkernen in landschaftlich schöner Umgebung. Der Besuch eines Ostermarktes ist eine schöne Gelegenheit, eine Region zu erkunden, Sehenswürdigkeiten und Museen zu besichtigen oder die erwachende Natur zu erleben.
Erfahre mehr dazu in unserem Artikel zu Österreichs schönsten Ostermärkten.
Besonders viele Osterbräuche werden bis heute in Tirol gepflegt.
In vielen Gemeinden wird mit Prozessionen am Palmsonntag die Karwoche eingeläutet. Besonders sehenswert ist die Prozession in Imst im Tiroler Oberland. Junge Burschen tragen festlich geschmückte „Palmlatten” mit sich, die bis 30 Meter hoch sein können und die sie vor der Kirche aufrichten. Die Mädchen haben Palmbuschen dabei. In der kleinen Gemeinde Thaur steht am Palmsonntag der Palmesel im Mittelpunkt. Bei der Prozession ziehen Ministranten einen holzgeschnitzten Esel mit einer fast lebensgroßen Christusfigur auf einem vierrädrigen Wagengestell übers Feld.
Beim „Aperschnalzen” werden Peitschen rhythmischen Knalllaute erzeugt, um den Winter zu vertreiben. Auch das „Grasausläuten” soll den ersehnten Frühling in Schwung bringen: Junge Burschen machen bei Umzügen mit Glocken und Schellen Lärm, um das Gras aufzuwecken.
In Kärnten werden seit Jahrhunderten Kreuze und Altäre in den Kirchen während der Fastenzeit bis zur Karwoche mit großen kunstvoll bemalten und bestickten Fastentüchern verhüllt. In dem Land gibt es 80 dieser Tücher. Besonders sehenswert ist das 9 x 9 Meter große Gurker Fastentuch aus dem 15. Jahrhundert, das bis zum Ostersamstag im Gurker Dom besichtigt werden kann.