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Junges Gemüse: Tipps und Tricks für die erfolgreiche Anzucht

Bei der Anzucht zieht man zwischen Februar und Mai in einem Gewächshaus oder auf der Fensterbank aus Samen kleine Pflanzen, bevor sie ins Freie kommen. Diesen Vorgang nennt man auch Vorziehen, Vorzucht, Anzucht oder Vorkultur. Viele Gemüsesorten, Kräuter und auch Blumen gedeihen durch die verlängerte Reifezeit besser und bringen mehr Ertrag. Für die Vorkultur brauchen Hobbygärtner neben Platz und Saatgut geeignete Gefäße und die richtige Erde. Zur Anzucht gehören mehrere Schritte: Die Samen werden ausgesät, später die Setzlinge vereinzelt und in neue Erde gepflanzt. Nach einer Phase der Vorbereitung auf Freilandbedingungen werden die Jungpflanzen schließlich im Gartenausgepflanzt. Die optimalen Zeiten für den Beginn der Anzucht und das Auspflanzen sind für die einzelnen Pflanzen unterschiedlich. Durch die eigene Anzucht sparen Gärtner Geld, können das Saatgut ihrer Wahl verwenden und erleben das Wachstum ihrer Pflanzen von Anfang an.

Lesedauer: 6 Min.

Darum wird Gemüse vorgezogen

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Durch die Vorzucht tragen Tomatenpflanzen im Sommer länger Früchte.

Der Winter dauert viel zu lang. Das finden neben uns Menschen auch viele Gemüsesorten. Sie vertragen keinen Frost – und der sorgt bei uns noch bis Mai für Schrecken im Gemüsebeet. Langsam wachsende Pflanzen haben danach bis zum Herbst nicht mehr genug Zeit, um vom Samenkorn zur vollen Frucht zu reifen. Durch die Anzucht kann es früher losgehen. Dabei ziehst du die Samenkörner in einem Gewächshaus oder bei dir zu Hause heran – zum Beispiel auf der Fensterbank. Dort wird die Saat nicht weggeweht, weggeschwemmt und ist vor Schädlingen, Vögeln oder Nagetieren geschützt. Vor allem aber verlängerst du die Reifezeit um ein bis drei Monate nach vorne. So haben auch langsam wachsende Gemüsepflanzen genug Zeit zum Ausreifen. Bei anderen Pflanzen kannst du durch die Vorkultur früher mit der Ernte beginnen und hast später mehr Ertrag. Wenn du dir den Aufwand sparen möchtest oder den richtigen Zeitpunkt verpasst hast, bekommst du fertige Setzlinge auch im Gartencenter oder im Baumarkt. Allerdings bekommst du dort nur gängige Sorten. Und du zahlst für einen einzelnen Setzling viel mehr als für ein Tütchen voller Samen. Wer einen besonderen Geschmack hat, Wert auf Bio-Saatgut legt oder nicht unnötig Geld ausgeben möchte, kommt an der Vorkultur nicht vorbei. Außerdem begleitest du deine Pflanzen von Anfang an, erlebst, wie die ersten Keime aus den Samenkörnern sprießen und freust dich an ihrem Heranwachsen.

Diese Sorten brauchen Anzucht

Vorgezogen werden Gemüsesorten, die aus dem Mittelmeerraum stammen und daher kälteempfindlich sind, außerdem solche, die langsam wachsen. Diese Gemüse werden per Anzucht aufgepäppelt: Paprika, Tomaten, Aubergine, Zucchini, Gurken, Kürbis, Wirsing, Weißkohl, Spitzkohl und Rotkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Blumenkohl. Bei Blattsalaten ist eine Vorzucht eigentlich unnötig. Sie reifen schnell, du säst und erntest sie immer wieder über die Sommermonate bis in den Herbst hinein. Manche ziehen sie trotzdem vor, um sie vor Schnecken zu schützen. Viele Sorten werden direkt ins Beet ausgesät, zum Beispiel weil sie das Umsetzen nicht vertragen. Das gilt für Wurzelgemüse wie Möhren, Pastinaken, Rote Beete und Radieschen. Andere Gemüsepflanzen wie Bohnen, Mais oder Erbsen keimen so schnell, dass sich eine Vorzucht nicht lohnt.

Der richtige Zeitpunkt

Mit der Vorzucht wird zwischen Ende Januar und März begonnen. Der richtige Zeitpunkt hängt von der Sorte ab und ist auf den Saatgut-Päckchen vermerkt. Wer sich nicht gedulden kann, hat möglicherweise das Nachsehen: Die Pflanzen sollten noch nicht zu hoch gewachsen sein, wenn sie ausgepflanzt werden. Kompakte Pflanzen kommen mit dem Umzug besser zurecht. Im Februar geht es mit Paprika und Kohlrabi los, es folgen Rotkohl und Weißkohl. Ab März ziehst du Tomaten, Zucchini, Gurken, Auberginen, Kürbis, Blumenkohl und Brokkoli vor. Bei den meisten Sorten ist im Mai Schluss mit der Vorzucht.

Das richtige Gefäß

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In biologisch abbaubaren Töpfen können die Jungpflanzen direkt ins Beet gesetzt werden.

Für die Anzucht eignen sich flache Schalen. Im Handel findest du auch Anzuchtschalen mit transparentem Deckel. Der sorgt wie in einem Mini-Gewächshaus für eine gleichbleibende Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Auch Blumentöpfe aus Ton oder Kunststoff kannst du verwenden. Oder du recycelst Eierkartons, Plastik-Obstschalen oder Joghurtbecher. Gut geeignet sind solche mit transparentem Deckel. Die Recycling-Behälter versiehst du mit einem Loch, damit Wasser abfließen kann und stellst sie auf Untersetzer. Anzuchttöpfe aus Kokosfasern sind vollständig biologisch abbaubar. Der Vorteil: Du musst deine Jungpflanzen später nicht aus dem Gefäß herausreißen, sondern setzt sie mit den Töpfchen direkt in den Garten.

Die richtige Erde

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Keimlinge in der Anzuchtschale

Neben Licht, Wärme und Wasser brauchen deine Keimlinge das passende Substrat. Normale Blumenerde ist für die Anzucht nicht geeignet. Sie enthält zu viel Dünger. Den brauchen die Keimlinge nicht, denn sie sollen nicht zu schnell in die Höhe schießen. Wichtiger ist, dass sie starke Wurzeln ausbilden. Wenn sie mit nährstoffreicher Erde verwöhnt werden, müssen sie sich diese Mühe nicht machen. Verwende also besser „magere” Anzuchterde. Ohne Torf ist sie ökologisch unbedenklich. Alternativ kannst du auch Blumenerde mit Sand strecken.

Der richtige Ort

Deine Anzucht-Schalen platzierst du an einem Ort, wo sie ausreichend – aber nicht zu viel – Licht und Wärme bekommen. Stehen sie auf einer Fensterbank, unter der eine Heizung auf Hochtouren läuft, trocknet die Erde aus und die Keime wachsen zu schnell in die Höhe und kippen dann um, weil sie zu schwach sind. Das Gleiche passiert, wenn sie zu wenig Licht bekommen. An einem nach Süden gerichteten Fenster kann aber auch die zu starke Sonneneinstrahlung deinen Keimlingen schaden. Damit sie überhaupt Sonne bekommen, sollten sie über den Fensterrahmen hinausschauen. Dafür musst du eventuell etwas unter deine Gefäße stellen, um sie zu erhöhen. Hast du kein ausreichend helles Plätzchen zur Verfügung, kann ein UV-Strahler eine Alternative sein.

So sähst du aus

Aussaat in Anzuchtschale oder in Töpfchen
Aussaat in Anzuchtschale oder in Töpfchen

Säe die Samen nicht zu dicht beieinander aus, weil sie sich sonst gegenseitig Wasser und Nährstoffe wegnehmen. Von Pflanze zu Pflanze sind die empfehlenswerten Abstände unterschiedlich. „Lichtkeimer”, zu denen alle Kräuter gehören, werden nicht mit Erde bedeckt. Pflanzen mit großen Samen wie Kürbis, Zucchini und Gurke brauchen mehr Platz. Diese Samen steckst du von Anfang an jeweils einzeln in ein Töpfchen. Wenn du unterschiedliche Gemüse und Kräuter aussäst, kennzeichne die einzelnen Sorten gleich mit Fähnchen oder Schildchen, auf denen du die Sorte notierst. So kannst du die Keimlinge später zuordnen. Sie sind schwerer voneinander zu unterscheiden als ausgewachsene Pflanzen.

Die richtige Pflege

Zum Keimen benötigen die Samen eine Temperatur zwischen 22 und 25 Grad. Diese Temperatur erreichst du mit Mini-Gewächshäusern. Andere Anzuchtgefäße bespannst du mit Frischhaltefolie, um sie warm zu halten. Einige Zeit nach dem Anpflanzen schauen die ersten Triebe deiner Gemüsepflanzen aus der Erde hervor. Jetzt kannst du die Abdeckungen entfernen. Die ideale Temperatur liegt im weiteren Vorlauf bei nur noch 18 Grad. Halte die Erde in deinen Anzuchtschalen ausreichend feucht. Sie sollte aber auch nicht nass sein. Achte darauf, die Keimlinge nicht mit einem Wasserschwall wegzuspülen. Verwende möglichst eine Sprühflasche.

Pikieren

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Vereinzelte Setzlinge auf der Fensterbank

Nach ungefähr vier Wochen sind kleine Setzlinge herangewachsen, denen es im Anzuchtgefäß zu eng wird. Bilden sie das erste Blattpaar aus, ist der Zeitpunkt gekommen, sie in einzelne Töpfchen umzusetzen oder ihnen in einer Kiste oder einem Blumenkasten mehr Platz zu verschaffen. Bei dieser Gelegenheit wechselst du auch das Substrat. Deine Pflänzchen wachsen von nun an in normaler Blumenerde weiter. Zum Pikieren verwendest du einen Pikierstab, einen Löffel oder einen hölzernen Fleischspieß. Mit dem stichst du unter die Wurzel und hebelst das Pflänzchen heraus und nimmst es vorsichtig bei den Blättern heraus. Am neuen Ort bohrst du mit dem Stab ein Loch in die Erde und setzt das Pflänzchen hinein. In der Regel so tief, wie es auch vorher gewachsen war. In jedem Fall sollte die Wurzel bedeckt sein.

Abhärten und Auspflanzen

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Nach wochenlanger Vorbereitung: Ein Tomaten-Setzling wird ausgepflanzt.

Damit deine Pflänzchen nach dem Auspflanzen in den Garten keinen Schock bekommen, solltest du sie ein, zwei Wochen vorher schon einmal an das Leben unter freiem Himmel gewöhnen. Das kannst du an warmen Tagen ab Mitte, Ende April tun. Stelle sie tagsüber an einen windgeschützten Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung und nehme sie nachts wieder herein. Gegen Mitte Mai, wenn keine Nachtfröste mehr drohen, ist es dann so weit: Du pflanzt deine selbst gezogenen Pflanzen ins Gemüsebeet aus. Sie sind jetzt optimal vorbereitet, um im Freiland zu bestehen und dir eine reichliche Ernte zu liefern.

FAQs – häufig gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen Anzucht, Vorziehen und Vorkultur?
Es gibt keinen – es sind unterschiedliche Bezeichnungen für den gleichen Vorgang.

Warum muss ich Pflanzen vorziehen?
Ob du eine Pflanze vorziehen solltest, hängt von der Pflanze und auch vom Klima in deiner Region ab. Viele Gemüsesorten wie Paprika, Tomaten, Aubergine, Zucchini, Gurken, Kürbis und alle Arten von Kohl profitieren von einer längeren Reifezeit durch den frühen Start im Innenraum. Auch Kräuter und einige Blumen werden vorgezogen. Du kannst aber auch mehr Geld für fertige Setzlinge dieser Pflanzen ausgeben und diese direkt in den Garten pflanzen. 

Wann ziehe ich Pflanzen vor?
Die Dauer der Vorkultur ist abhängig von der Pflanze unterschiedlich. Auch der richtige Zeitpunkt für das Auspflanzen in den Garten ist unterschiedlich. Für die meisten Pflanzen beginnt die Vorzucht im Februar und März und endet im Mai.

Was brauche ich für die Anzucht?
Zunächst einmal schaust du, ob du geeignete Plätze in deinem Zuhause hast - auf Fensterbänken, Tischen in Fensternähe oder auf dem Boden vor bodentiefen Fenstern. Dann brauchst du Saatgut, Anzuchterde, normale Blumenerde, (Anzucht-) Schalen, Töpfe, Becher, Kisten oder Blumenkästen.
5. Welche Art von Dünger sollte ich verwenden? Die Samen werden in nährstoffarmer Anzuchterde ausgesät. Wenn die Setzlinge die ersten Blätter ausbilden, werden sie vereinzelt und dabei in normale Blumenerde gepflanzt. Zusätzlicher Dünger ist nicht nötig.

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