Gestiegene Preise für Öl und Gas treiben die Inflation an.
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Wenn die Preise steigen – darum gibt es Inflation

Ein lange Zeit in Vergessenheit geratenes Wort ist wieder aktuell: Inflation,. Unser Geld verliert an Wert. Wir erklären, wie Inflation entsteht. Und warum etwas Inflation gut für die Wirtschaft ist.

Lesedauer: 3 Min.

Es ist nicht zu übersehen. Ob im Supermarkt, an der Tankstelle oder beim Online-Einkauf – die Preise steigen. Zwanzig Jahre hatten sich die Inflationsraten in Österreich meistens zwischen ein und drei Prozent bewegt. 2021 stieg sie jedoch plötzlich – auf bis zu 11 Prozent Ende 2022.  Zum Problem wird Inflation erst, wenn die Preise über einen längeren Zeitraum stark steigen. Doch bald bewegte sich die Inflationsrate wieder in Richtung zwei Prozent. Eine Geldentwertung in dieser Höhe ist das Ziel der Europäischen Zentralbank.   

Die Inflationsrate wird anhand eines repräsentativen Warenkorbs berechnet.
Die Inflationsrate wird anhand eines repräsentativen Warenkorbs berechnet.

So wird die Inflationsrate gemessen

Die Inflationsrate wird in Österreich über den Verbraucherpreisindex (VPI) gemessen. Der Index misst die Preisentwicklung anhand eines repräsentativen „Warenkorbs”. In dem befinden sich die Waren und Dienstleistungen, die für private Haushalte bedeutsam sind. Der Warenkorb wird jährlich an das aktuelle Konsumverhalten der Haushalte angeglichen.

Inflation heißt: Für das gleiche Geld bekommt man weniger Waren.
Inflation heißt: Für das gleiche Geld bekommt man weniger Waren.

Die Auswirkungen hoher Inflation

Besonders Menschen mit geringem Einkommen spüren die Auswirkungen einer hohen Inflation unmittelbar: Für das gleiche Geld können sie sich weniger kaufen. Um weiterhin mit ihrem Budget auszukommen, müssen sie sich einschränken. Dramatisch wirkt sich die Inflation aber auch beispielsweise auf diejenigen aus, die sich einen Geldpolster für das Alter zurückgelegt haben. Bei einer anhaltend hohen Inflationsrate schmilzt ihr Vermögen „wie Eis in der Sonne”, so der Vize-Chef der Deutschen Bank. Für die meisten Menschen ist die Inflation daher äußerst unbeliebt. Aber warum gibt es sie überhaupt?

Übersteigt die Nachfrage das Angebot, steigen die Preise.
Übersteigt die Nachfrage das Angebot, steigen die Preise.

Die Inflationstreiber

Es sind im wesentlichen drei Ursachen, die die Inflation befördern:

Es gibt zu wenig Waren
Die Menschen wollen plötzlich mehr kaufen als erwartet. Die Industrie kann nicht genug Waren nachliefern. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Was machen die Unternehmen? Sie erhöhen die Preise. Das ist eine Nachfrage-Inflation.

Es gibt zu wenig Ressourcen
Wichtige Ressourcen und Rohstoffe für die Wirtschaft werden plötzlich knapp. Ist zum Beispiel zu wenig Öl auf dem Markt, steigen die Preise an der Tankstelle. Aber auch viele Produkte werden teurer, weil die Kosten für den Transport steigen. Das ist eine Kosten- oder Angebots-Inflation.

Es gibt zu viel Geld
Die staatliche Notenbank bringt zu viel Geld in Umlauf. Das heißt, die Geldmenge steigt stärker als die Menge der angebotenen Waren und Dienstleistungen. Es gibt mehr Geld, aber nicht mehr Waren. Die Folge: Das Geld verliert an Wert. Das ist eine Geldmengeninflation.

Inflationstreiber: Die Geldmenge steigt stärker als die Menge der Waren und Dienstleistungen.
Inflationstreiber: Die Geldmenge steigt stärker als die Menge der Waren und Dienstleistungen.

Die guten Seiten der Inflation

Inflation hat auch was Gutes. Denn wenn ein Kühlschrank in einem Jahr mehr kostet als heute, habe ich einen Anreiz, ihn heute zu kaufen. Das ist gut für die Wirtschaft. Deshalb ist eine Inflationsrate von um die zwei Prozent kein Problem und sogar erwünscht.

Mit einer kleinen Inflation kann überdies ein viel größeres Problem in Schach gehalten werden. Es heißt Deflation. Eine Deflation ist das Gegenteil der Inflation: Die Preise sinken.

Bei einer Deflation kann ich davon ausgehen, dass ich für den Kühlschrank in einem Jahr weniger Geld bezahlen muss als heute. Das hört sich erst einmal gut an – führt aber dazu, dass alle abwarten und Anschaffungen verzögern. Die Wirtschaft bricht zusammen.

Eine niedrige Inflation ist also okay. Eine hohe Inflationsrate von fünf oder mehr Prozent dagegen ist schlecht. Aber nicht für alle. Es gibt Menschen, die sich über eine hohe Inflation freuen. Denn Inflation ist gut für alle, die Schulden haben. Denn so wie für andere der Wert ihres Vermögens, sinkt für Schuldner der Wert ihrer Schulden.

Öl-Pipeline
Öl-Pipeline

Der letzte Anstieg der Inflation

Beim starken Anstieg der Inflationsraten im Jahr 2022 kam einiges zusammen. Zunächst bedeutete der Anstieg ein Stück weit eine Rückkehr zur Normalität, denn in den ersten Jahren der Corona-Pandemie wurde weniger konsumiert. In der Folge waren Preise zum Teil gesunken. Außerdem wurden durch Lockdowns und andere Maßnahmen Lieferketten unterbrochen. Unternehmen fuhren Produktionskapazitäten herunter. Als die Pandemie vorbei war,  zog die Nachfrage wieder an. Viele Menschen hatten Geld gespart und wieder Lust und Gelegenheit, es auszugeben. Der steigenden Nachfrage stand ein eingeschränktes Angebot gegenüber: Das ist die Nachfrage-Inflation. Gedrosselte Produktionskapazitäten können nicht schnell genug wieder hochgefahren werden. Noch lange Zeit wurden in China Lockdowns verhängt, Containerschiffe nicht beladen oder gelöscht. Der Welthandel lief nicht gleich wieder rund.

Die Lage war also schon schwierig genug. Der Angriff Russlands auf die Ukraine kam als weiterer Inflationstreiber hinzu. Die EU Staaten beschlossen, weniger Rohstoffe aus Russland zu beziehen. Das führte zu einem starken Preisanstieg für Kohle, Öl und Erdgas auf den Märkten. Aber auch Grundnahrungs­mittel wie Sonnen­blumenöl und Weizen wurden  teurer, weil beispielsweise in der Ukraine eventuell weniger Getreide geerntet und das geerntete Getreide nicht exportiert werden konnte. Hier handelt es sich um eine Kosten- oder Angebots-Inflation.

Und schließlich kam noch eine Geldmengeninflation dazu. Die Zentralbanken haben lange Zeit eine lockere Geldpolitik verfolgt. Die Zinsen für Kredite waren extrem niedrig. Während der ersten Jahre der Corona-Pandemie stiegen außerdem die Sparvermögen in die Höhe. Auf der anderen Seite wurden viele Arbeitnehmer bezahlt, die nicht in vollem Umfang gearbeitet und damit Werte geschaffen haben. Es war also viel Geld im Umlauf.

Für die Europäische Zentralbank in Frankfurt bricht eine schwierige Zeit an.
Für die Europäische Zentralbank in Frankfurt bricht eine schwierige Zeit an.

Was tun bei hoher Inflation?

Für Maßnahmen gegen den Anstieg der Inflation sind vor allem die Notenbanken zuständig. Im Euro-Raum ist das die Europäische Zentralbank (EZB). Sie kann im Wesentlichen ein Mittel einsetzen: Sie kann durch eine Erhöhung des Zinssatzes den Anstieg der Geldmenge drosseln.

Durch höhere Zinsen wird Geld-Leihen teurer. Die Folge: Menschen, Unternehmen und Staaten leihen sich weniger Geld. So ist weniger Geld auf dem Markt. Und wenn es weniger Geld gibt, aber genauso viele Waren und Dienstleistungen, steigt der Wert des Geldes wieder. Die Preise sinken.

Das hört sich einfach an. Doch muss die Europäische Zentralbank auch andere wirtschaftliche Faktoren im Auge behalten. Höhere Zinsen führen dazu, dass weniger Geld investiert wird. Sie drosseln also die Wirtschaft und können zu einem Abschwung führen. Außerdem bringen höhere Zinsen überschuldete Unternehmen und Staaten in Gefahr.

Als die Inflation im Jahr 2022 stark ansstieg, begann die EZB mit einer Anhebung der Leitzinsen in mehreren Schritten in rascher Folge, um die steigende Inflation zu bekämpfen. Diese Maßnahme erhöhte die Kosten für Kredite und dämpfte so die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Außerdem beendete die EZB im Jahr 2022 den Anlauf von Staatsanleihen. Auch diese Maßnahme zielte darauf ab, den Druck auf die Inflation zu verringern. Und tatsächlich bewegte sich die Inflationsrate im Jahr 2023 wieder auf eine Höhe von zwei Prozent zu.
 

Finanzwissen – das Wichtigste, was du über Geld wissen musst.

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Das Wichtigste, was du über Geld wissen musst.

Geld spielt im Leben eine entscheidende Rolle, Finanzwissen ist eine wichtige Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Willst du noch mehr über Geld wissen, findest du in unserem Themenschwerpunkt Finanzwissen Artikel zu den wichtigsten Geldthemen, von A wie Anlagestrategie bis Z wie Zinsen. 

Tipp:

Mit Haushalstbuch-Apps behältst du auch in Zeiten der Inflation deine Finanzen im Griff. Lies dazu unseren Artikel Das digitale Haushaltsbuch: Apps und Programme im Überblick.

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