An vielen Stellen in Österreich haben sich Handwerksbetriebe zusammengeschlossen und machen sich gemeinsam stark für Tradition, innovatives Handwerk und für die Zukunft ihrer Branche. Vorarlberg ist bekannt für seine Handwerkskunst. Der Verein Werkraum Bregenzerwald versteht sich als Impulsgeber für handwerkliche Produkte von hoher gestalterischer Qualität. Seit 10 Jahren hat der Werkraum einen gemeinsamen Ausstellungs-, Versammlungs- und Lernort. In Wien knüpft eine Initiative der Wirtschaftskammer an die große Tradition des Wiener Kunsthandwerks an.
Handwerklich gefertigte Lieblingsstücke können ein Leben lang halten und manchmal sogar von Generation zu Generation weitergegeben werden. Immer mehr Menschen erkennen die Vorzüge von entschleunigtem Konsum, hochwertigen und langlebigen Produkten gegenüber dem Kauf industrieller Massenware. In Österreich ist das Handwerk besonders lebendig. Viele traditionellen Handwerkstechniken gehören deshalb zurecht zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Fast die Hälfte der österreichischen Unternehmen sind traditionelle Handwerksbetriebe. Sie sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber. Sie geben mehr als 500.000 Menschen Arbeit und bilden jeden zweiten Lehrling in Österreich aus, ist in einer Handwerksstudie der österreichischen UNESCO-Kommission zu lesen.
Der Bregenzerwald ist ein Hotspot der kreativen Handwerksszene. Traditionelle Fertigung und moderne Gestaltung gehen hier Hand in Hand. Im Jahr 1999 haben sich rund 100 Betriebe aus der Region zum Werkraum Bregenzerwald zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Gemeinsam ein weithin sichtbares Schaufenster für die Handwerkskultur schaffen. Denn in einer Gemeinschaft ist man stärker, ist Clarissa Steurer überzeugt: „Die Zusammenarbeit macht jeden Einzelnen stärker, es ergeben sich viele Chancen, die man als einzelner Betrieb wahrscheinlich nicht hätte.“ Clarissa Steurer stellt mit ihrem Betrieb innovative Teppiche und Wohnaccessoires aus Kork her. Sie schätzt vor allem die Kooperation mit den Partnerbetrieben im Werkraum. „Wir sind Mitgliedsbetrieb im Werkraum Bregenzerwald, weil wir die Arbeit jedes einzelnen Mitgliedes sehr schätzen. Alle sind Experten auf höchstem Niveau, die Arbeiten eines jeden befruchten und inspirieren. Der Austausch miteinander schafft neue Perspektiven und Herangehensweisen“, erklärt sie.
Das Handwerkszentrum bietet Jugendlichen auch die Möglichkeit, ein Handwerk zu erlernen. Die eigene Werkraum-Schule kombiniert handwerkliches Lernen mit einem Handelsschulabschluss. Die Schüler haben hier Zeit, die eigenen Interessen und Talente zu entdecken, bevor sie sich für ein Gewerk entscheiden. Gelernt wird sowohl in den Wirtschaftsschulen im benachbarten Bezau und in Handwerksbetrieben als auch in der eigenen Lernwerkstatt des Werkraum-Hauses.
Alle zwei Jahre lobt der Werkraum Bregenzerwald den Wettbewerb Handwerk+Form aus. Teilnehmen können ausschließlich Handwerksbetriebe aus der Region. Oft arbeiten mehrere Handwerksbetriebe aus unterschiedlichen Branchen gemeinsam an einem Werkstück und entwickeln Gegenstände des täglichen Gebrauchs rund um das Thema zeitgemäßes Bauen und Wohnen. Eine international besetzte Jury prämiert die besten Einreichungen.
Mit dem Wettbewerb soll die Vielseitigkeit und Innovationskraft des Handwerks gezeigt werden. Sämtliche Einreichungen werden in einer Ausstellung öffentlich gezeigt. Der diesjährige Wettbewerb startet im Herbst 2023 und wird den teilnehmenden Betrieben wieder die Möglichkeit bieten, überregional Aufmerksamkeit für ihre Produkte zu erhalten.
„Handwerk+Form ist meiner Meinung nach eine super Möglichkeit, um aufzuzeigen, was sich im Handwerk und im eigenen Betrieb designmäßig wie auch technisch alles tut“, sagt Simon Voppichler, der in Egg einen Ofenbaubetrieb leitet.
Aufmerksamkeit erregt allein schon das spektakuläre Gebäude des Werkraums in Andelsbuch. Es wurde vom renommierten Schweizer Architekten Peter Zumthor entworfen. Hier hat der Werkraum Bregenzerwald vor zehn Jahren ein gemeinsames Zuhause gefunden. Ein Besuch des Werkraums lohnt nicht nur, um die Architektur zu bewundern. Neben einer ständigen Ausstelllung mit Produkten der Mitgliedsbetriebe gibt es wechselnde Ausstellungen, vom 18.03.2023 - 16.09.2023 zum Beispiel mit handwerklich gefertigten Architekturmodellen von Peter Zumthor.
In einem Shop können Besucher ausgewählte Stücke erwerben, vor allem Accessoires für Wohnen und Küche, Spielzeug und Körperpflege. Eine Auswahl von Artikeln aus den Mitgliedsbetrieben findet sich auch im Onlineshop. Wer vom Stöbern müde und hungrig ist, kann sich im angeschlossenen Café stärken.
In Wien wurde im Jahr 2014 auf Initiative der örtlichen Wirtschaftskammer eine Plattform für Kunsthandwerker eingerichtet. Sie soll das Wiener Handwerk ins Licht der Öffentlichkeit rücken und die Vielfältigkeit des Wiener Handwerks aufzeigen. Die Plattform vereint 19 Branchen – vertreten sind Buchbinderbetriebe genauso wie Gold- oder Silberschmiede, Schuhmacher, Steinmetze und Tischler. Allen Betrieben gemeinsam ist, dass sie sich nicht nur auf handwerkliches Können und Präzision verstehen. Sie verbinden ihre Expertise darüber hinaus mit besonderer Kreativität. Anfang April 2023 war die Plattform bereits zum vierten Mal bei den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks vertreten. Drei Tage lang öffneten die beteiligten Partnerbetriebe ihre Werkstätten für Besucherinnen und Besucher. Auch international ist das Wiener Handwerk gefragt. Um die Betriebe zu unterstützen, hat die Wirtschaftskammer Wien bereits 1995 Wien Products gegründet. Unter dem Slogan „Carefully created. Mindfully made“ findest du auf der Website das Who is who der kreativen Handwerksszene Wiens und Adressen und Links zu Onlineshops.
Handwerkliche Produkte „Made in Austria“ sind eine nachhaltige Antwort auf schnelllebigen Konsum. Ein hochwertiges, handgefertigtes Erzeugnis begleitet dich viele Jahre. Es spiegelt die Liebe des Handwerkers zum Beruf, zur Tradition und zur Kultur. Viele Produkte werden aus nachhaltigen Materialien hergestellt, die viele Menschen heute wieder schätzen. Gemeinsame Initiativen Österreichischer Handwerksbetriebe sichern die Zukunftsfähigkeit dieses immateriellen Weltkulturerbes.
Welche wirtschaftliche Bedeutung haben österreichische Handwerksbetriebe?Die mehr als 150.000 traditionellen Handwerksbetriebe in Österreich beschäftigen rund 500.000 Personen. Jedoch machen immer weniger Jugendliche eine duale Ausbildung in einem handwerklichen Beruf. Die Zahl der Lehrlinge sank von über 140.000 (1980) auf rund 80.000 (2014). (Angaben lt. Studie im Auftrag des Bundeskanzleramts)
Welche Rolle spielen Handwerksverbände?
Austausch und Zusammenarbeit helfen, die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Betriebe langfristig zu sichern - und damit des Handwerks insgesamt. Innovationen erwachsen aus dem Erfahrungswissen einzelner handwerklicher Könner und dem Austausch mit anderen Betrieben.
Wo kann ich die handwerklichen Produkte kaufen?
Handwerksbetriebe mit hohem Qualitätsanspruch und Liebe zu ihrer Arbeit findest du überall in Österreich. Produkte der Mitgliedsunternehmen des Werkraum Bregenzerwald kannst du im Onlineshop erwerben. Du kannst die Betriebe auch direkt kontaktieren und dir oftmals sogar ein maßgeschneidertes Unikat schaffen lassen. Die Kunsthandwerker der Plattform Wiener Kunsthandwerk präsentieren sich auf einer gemeinsamen Website. Mehr als 5.000 regionale Werkstätten in 13 Ländern bietet die Meisterstraße Handmade.