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Tanzen, Singen, Musizieren: Darum macht es uns so gesund und glücklich

Nur wenige Dinge können uns auf so einfache Weise mit Glück erfüllen, wie Musik, Gesang und Tanz. Mehr noch: Alle drei Ausdrucksformen machen uns nicht nur glücklich, sondern auch gesund.

Lesedauer: 6 Min.

Singen, Tanzen und Musizieren sind „Gesundheitserreger“. Sie können sich heilsam und gesundheitsfördernd auf Körper, Geist und Seele auswirken und das um so stärker, je mehr Freude wir dabei zeigen. Wissenschaftler belegen, dass Singen gut für Herz, Lunge und Immunsystem ist, Musik bei Angst, Depressionen und Tinnitus hilft und Tanzen das Risiko an Demenz zu erkranken mindert. Um diese positiven Effekte auszulösen, musst du zum Glück kein Profi sein. Denn egal wie musikalisch oder sportlich du bist, das rhythmische Bewegen zu Musik gehört zum Menschen wie Sprache und aufrechter Gang. Auch für den Spaß am Singen brauchst du keine Gesangsausbildung. Das zeigen die Fußball-Fangesänge, bei denen es nicht um Musikalität geht, sondern um gute Laune und Gemeinschaftsgefühl.

Singen steigert das Wohlbefinden

Drei singende Männer
Beim Singen produzieren wir Oxytocin, das angenehme Gefühle auslöst und den Körper entspannt. So werden Stress bzw. die negativen Folgen von Stress abgebaut.

Unsere Stimme hat einen viel größeren Stimmumfang, als wir für das Sprechen benötigen. Und auch die Fähigkeit Töne lange zu halten, brauchen wir beim Sprechen nicht. Forscher gehen davon aus, dass der Mensch zuerst singen und sehr viel später sprechen konnte. Die Wahrnehmung von Musik scheint biologisch verankert zu sein. Bereits Babys erfassen instinktiv harmonische und disharmonische Klänge und verfügen bis zum Zeitpunkt des Spracherwerbs über das absolute Gehör. Eltern auf der ganzen Welt singen ihren Kindern Gutenachtlieder vor, denn Gesang senkt den Stresshormonspiegel deutlich mehr, als beruhigende Worte.

Doch Singen mindert nicht nur den Stress, es erweckt auch Glückgefühle. Fünf Minuten unter der Dusche reichen dafür allerdings nicht aus, ungefähr nach 30 Minuten Singen produziert unser Gehirn verstärkt stimmungsaufhellende Hormone wie Beta-Endorphine und Serotonin. Zu diesem Ergebnis kommen viele Studien, die sich mit der Wechselwirkung von Gesang und Gesundheit befassen und mit Chorsängern durchgeführt wurden. Anhand von Speichelproben konnte herausgefunden werden, dass die Konzentration von Oxytocin (auch als „Kuschel-“, oder Bindungshormon“ bekannt) nach einer Chorprobe deutlich höher ist, als vor der Probe. Um auszuschließen, dass die Steigerung des Wohlbefindens auf soziale Gründe wie eine gute Gemeinschaft zurückzuführen ist, sollten die Chorsänger während einiger Proben sprechen, anstatt zu singen. Der Vergleichswert zeigt, dass auch beim Sprechen die Oxytocinwerte ansteigen, allerdings nicht so stark wie beim Singen. Oxytocin löst angenehme Gefühle sowie Entspannung im Körper aus und unterstützt dabei, Stress bzw. die negativen Folgen von Stress (z.B. Bluthochdruck) zu reduzieren.

… und stärkt die Abwehrkräfte

Auch der Blick auf die Herzfrequenzen bei Chorsängern während des Singens zeigt positive Effekte: So gleichen sich die Herzfrequenzen der Sänger untereinander an und stabilisieren sich. Die besondere Atemtechnik beim Singen entspannt außerdem den Brustkorb, kräftigt Lunge und die Rückenmuskulatur und versorgt den Körper besser mit Sauerstoff. Das stärkt Herz-Kreislauf und Abwehrkräfte, da die Anzahl der Immunglobuline A stark ansteigt. Immunglobuline A sitzen in den Schleimhäuten und sind dafür verantwortlich, Krankheitserreger zu bekämpfen. Das Wissen um die gesundheitsfördernde Wirkung von Gesang haben auch Krankenhäuser erkannt, daher ist Gesang in vielen Einrichtungen bereits fester Bestandteil der Therapie. Ob Schul- oder Kirchenchor, Fußball oder Karaoke – vielleicht schaffst du es, Singen in deinen Alltag zu integrieren, denn egal wie schräg es sich anhören mag – es tut dir auf jeden Fall gut.

Musik als Heilmittel

Musik ist nicht per se gesundheitsfördernd. Beim Musizieren können auch Erkrankungen entstehen, wie zum Beispiel eine Überbeanspruchung von Muskeln, Gelenken und Bändern. Wer zu laut Musik hört, kann seinen Hörapparat schädigen. Das richtige Maß und die richtige Lautstärke sind also Voraussetzung für eine heilsame Wirkung von Musik. Da Musik unser Empfinden berührt, wird sie in der Musiktherapie als Ergänzung zur Psychotherapie gerade bei Patienten mit psychischen Leiden wie Depressionen oder Angststörungen eingesetzt. Allein durch regelmäßige Musikberieselung lassen sich Stresshormone reduzieren und zum Beispiel Flugangst oder Schlafstörungen lindern. Bei Tinnitus kann die Beschallung in bestimmten Frequenzen dafür sorgen, dass das Gehirn sich die selbst produzierten Störungen abtrainiert. Auch das Nachsummen bestimmter Tonfolgen vermindert die Ohrgeräusche.

Apropos Gehirn: Menschen, die musizieren, stärken ihre Hirnareale, die für die Sprachverarbeitung zuständig sind. Und diese Fähigkeit bleibt auch im Demenzfall länger erhalten. Schlaganfall-Patienten hilft Musiktherapie, da sie das Sprachgedächtnis verbessert. Selbst Körper und Geist von Koma-Patienten werden durch Musik positiv beeinflusst. Spielt man diesen Patienten per Kopfhörer langsame Klaviersonaten von Mozart vor, sinkt der Blutdruck und der Pegel der Stresshormone in ihrem Blut normalisiert sich. Auch brauchen Mediziner deutlich weniger Narkosemittel, um die Patienten weiterhin im künstlichen Koma zu halten. Regelmäßiges Musizieren dämpft Aggressionen bei Kindern und das gemeinsame Singen und Musizieren in Familien wirkt sich positiv auf den Zusammenhalt aus, da Musik die empathischen und sozialen Fähigkeiten bei Kindern fördert und das Vertrauen der Familienmitglieder zueinander stärkt.

Ganzkörpertraining Tanzen

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Tanzen ist ein bisschen wie Medizin: Es stärkt deine Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und das vegetative Nervensystem.

Tanzen ist für jedes Alter und jedes Körpergewicht gesund. Wenn du ein bis zwei Mal in der Woche tanzen gehst, stärkst du deine Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und das vegetative Nervensystem, das die wichtigsten Körperfunktionen wie Atmung, Verdauung oder Stoffwechsel steuert. Tanzen umfasst sehr unterschiedliche Bewegungsformen, wie es sonst nur Ballsportarten oder Turnen bieten. Diese Sportarten haben jedoch ein deutlich höheres Verletzungsrisiko. Auch die Herz-Kreislaufbelastung ist beim Tanzen nicht so hoch, wie etwa beim Joggen. Die hüpfenden Bewegungen halten das Bindegewebe leistungsfähig geschmeidig. Das steigert die Bewegungselastizität und mindert Rückenschmerzen.

Bei Patienten, die an multipler Sklerose oder Parkinson erkrankt sind, kann Tanztherapie zu mehr Mobilität oder einer besseren Bewegungskontrolle führen. Tanzen beansprucht viel Hirnkapazität, denn beim Erlernen von Schrittfolgen sind Motorik, Aufmerksamkeit, Lang- und Kurzzeitgedächtnis gefordert. Studien zeigen, dass schon eine Stunde tanzen pro Woche Geist und Körper fit halten. Paartanzen oder Tanzen nach Choreografie kann sogar das Demenzrisiko um 76 Prozent reduzieren. Auch Gleichgewichtssinn, Rhythmusgefühl und Koordination werden trainiert. Tanzen ist also echtes Gehirnjogging, das außerdem Spaß macht. Durch schwungvolle Bewegungen steigt der Serotoningehalt im Blut an. Serotonin ist das Glückshormon, das für eine insgesamt gute und positive Stimmung sowie ein geringeres Schmerzempfinden sorgt. Ein unausgeglichener Serotoninspiegel kann die Leistungsfähigkeit negativ beeinträchtigen. Nicht ohne Grund feiern Menschen seit jeher in allen Kulturen Feste mit Tanz und Musik. Ob in der Disco, beim Senioren-Standardtanz, auf dem Dorffest oder im Fitnessstudio – du hast viele Möglichkeiten zu tanzen, Spaß zu haben und dabei etwas für deine Gesundheit zu tun.

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