Der Frühling beginnt. Für viele Menschen heißt das Husten, Niesen, Ausschläge. Einfache Mittel können große Entlastung bringen.
Mitten in einer blühenden Wiese befindet sich der Arbeitsplatz von Katharina Bastl. Die zierliche Frau ist Biologin. Während andere im Büro sitzen, durchstreift sie oft Wälder und Felder, um genau zu beobachten, wie weit die Blüten schon entwickelt sind. Sie arbeitet für den österreichischen Pollenwarndienst. Deshalb ist sie viel draußen an der frischen Luft. Traumhaft, könnte man meinen. Doch Katharina Bastl beschäftigt sich nicht nur beruflich mit Pollen - sie selbst gehört zu der einen Million Österreichern, die unter Allergien leiden. Ihr Körper reagiert auf Hasel, Erle, Birke und Gräser. Von Jänner bis September hat sie mit den Symptomen zu kämpfen. Ihre Augen jucken und sie muss niesen, oft zwanzig Mal hintereinander. Trotzdem liebt Bastl ihren Beruf – schon deshalb, weil sie damit anderen Betroffenen helfen kann. Sie geht mit gutem Beispiel voran und zeigt: Man braucht vor allem den richtigen Umgang mit seiner Allergie.
Welche Tipps hat sie für geplagte Allergiker? Kann man sich vor den leidigen Symptomen überhaupt schützen? Es gibt dutzende Therapien - Akupunktur, Homöopathie, Medikamente und Immunanpassungen. Was aber hilft im Alltag wirklich? Bastl weiß: „Allergiker reagieren wahnsinnig individuell. Letztlich muss jeder für sich ausprobieren, was für ihn am besten ist.“ Doch es gibt viele Maßnahmen, die einfach umzusetzen sind und den meisten Menschen große Entlastung bringen.
„Das Wichtigste ist, sich gut zu informieren“, sagt Bastl. Man sollte wissen, welche Allergene gerade in der Luft sind und wann sie Saison haben. Über die Blühzeiten informiert täglich der Pollenwarndienst. So kann man Freizeitaktivitäten entsprechend planen. Auch die Urlaubsplanung sollte angepasst werden. „Im Idealfall bucht man in der Zeit, in der die Belastung zu Hause am größten ist und verbringt seinen Urlaub in einem Land, wo das Allergen gerade kaum auftritt.“ So hätten Betroffene einen doppelten Erholungseffekt.
Natürlich ist man machtlos gegen den Wind, der die unliebsamen Pollen millionenfach verstreut. Was man jedoch tun kann: so viele Pollen wie möglich aus der Luft herausfiltern. In den meisten Autos sind Pollenschutzfilter bereits eingebaut. Also auf dem Weg ins Büro einfach die Autofenster geschlossen halten. Für die Wohnung sind Hepa-Luftfilter empfehlenswert. Das sind feine Spezialfilter, die es sogar für Staubsauger gibt. „Man darf von den Filtern nicht erwarten, gar nicht mehr niesen zu müssen“, sagt Bastl, „aber sie senken die Belastung.“ Wer sich nicht gleich einen Filter anschaffen will, kann anders gegensteuern: Kleidung am Wohnungseingang wechseln, auf keinen Fall bis ins Schlafzimmer tragen! Die Wäsche nicht draußen trocknen. Und oft die Haare waschen. Das einfachste Hilfsmittel: die Nase gut durchspülen. „Eine Nasendusche mit Koch- oder Meersalz spült Allergene raus und beruhigt die Schleimhäute“, weiß Bastl aus eigener Erfahrung. „Das hilft immer.“
Welche Pollen sind wann anzutreffen? Detaillierte Infos für deine Region findest du beim Pollenwarndienst bzw. in der Pollen-App des Pollenwarndienstes.
Januar: Hasel und Erle (bis April)
Februar: Weide (bis Mai)
März: Ulme, Pappel, Esche, Birke, Rotbuche, Platane (bis Mai); Hagebuche, Hainbuche, Eiche (bis Juni)
April: Gräser (bis August)
Mai: Spitzwegerich, Sauerampfer (bis September); Kastanie (bis Juni); Linde, Roggen (bis September); Brennnessel (bis Oktober)
Juni: Mais, Beifuß (bis September); Glaskraut (bis Oktober)
August: Ragweed (bis Oktober)
Für unterwegs gibt es ein paar einfache Tricks. Bastl hat immer einen Hut und eine Sonnenbrille dabei. „Hut und Brille bilden eine mechanische Barriere. So kommen die Allergene zumindest nicht direkt in die Augen, die Bindehaut ist geschützt.“ Zwischendurch hilft es, sich das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Das entfernt Pollen. Die Geheimwaffe für alle Allergiker ist ohnehin: Wasser. „Wir empfehlen, ganz viel Wasser zu trinken. Das hält die Schleimhäute feucht und sie sind besser geschützt.“ Und keinen Alkohol trinken, der erweitert die Gefäße, wodurch mehr Allergene in die Blutbahn gelangen.
Wenn es warm wird und die Natur erblüht, leiden rund eine Million Österreicher unter Niesattacken, Hustenreiz, Hautausschlägen und anderen allergischen Symptomen. Die häufigsten Auslöser dafür sind Birkenpollen im Frühjahr und Gräserpollen ab Mai. Im Herbst macht den Österreichern dann Ragweed, auch Ambrosia genannt, zu schaffen.
„Das Vermeiden des Allergenkontaktes ist die beste Lösung“, rät auch die Österreichische Apothekerkammer. Zudem sei die Unterdrückung der Symptome mit Medikamenten wie Antihistamin wichtig, gefolgt von der Immuntherapie. Die optimale Lösung stellt laut Apothekerkammer eine Kombination aller drei Möglichkeiten dar. Fritz Horak vom Allergiezentrum Wien ist sich sicher: „Die wirksamste vorbeugende Therapie ist die spezifische Immuntherapie.“ Dabei wird der Körper langsam an das Allergen gewöhnt, etwa indem es regelmäßig unter die Haut gespritzt oder unter die Zunge getropft wird. Seit einigen Jahren können Gräserpollenallergiker sogar Tabletten einnehmen. Die Immuntherapie müsse „meist zwei bis vier Monate vor der entsprechenden Pollensaison begonnen werden“, so Horak.
Auf jeden Fall sollte man seine Allergie ernst nehmen. „Wenn die Symptome ignoriert werden, kann ein sogenannter Etagenwechsel stattfinden. Die allergische Reaktion wandert in die Lunge“, sagt Uwe Berger. Berger leitet den Pollenwarndienst und die Forschungsgruppe Aerobiologie und Polleninformation. „Es kommt zum allergischen Asthma und damit zu Anfällen von Kurzatmigkeit, Husten und Atemnot.“ Wenn also die Schutzmaßnahmen nicht helfen, lieber frühzeitig einen Allergologen aufsuchen. Damit man beim nächsten Spaziergang tief durchatmen kann.