Jeder dritte Lachs, der in Österreich auf den Tisch kommt, stammt bald aus dem Waldviertel. Wie Lachszucht auf dem Trockenen funktioniert und warum sie besonders nachhaltig ist, erfährst du in unserem Artikel.
Fisch ist gesund und eine echte Köstlichkeit – das wissen viele Österreicher:innen. Auch wenn unser Land mindestens einhundert Kilometer vom nächsten Meer entfernt liegt, stehen Fisch und Meeresfrüchte häufig auf dem Speiseplan. Durchschnittlich verzehrt jede:r Österreicher:in sieben Kilo Fisch im Jahr. Nur ungefähr sieben Prozent des Verbrauchs werden bisher in Österreich produziert. Am verbreitetsten sind Forellen. Aber die heimische Fischproduktion steigt. Und bald kommt jeder dritte Lachs, der in Österreich verzehrt wird, aus dem Waldviertel.
Viele beliebte Fische wie Lachs und Thunfisch gedeihen nur im kalten Atlantikwasser oder im Mittelmeer. Das aber wird sich, zumindest was den Lachs betrifft, ändern. Unternehmer:innen aus Österreich und Israel planen die Errichtung einer großen Lachszucht in Gmünd im Waldviertel. 70 Millionen Euro werden hier investiert. Für das Waldviertel sprach die hohe Wasserqualität.
Zunächst ist das Burgenland angepeilt worden, das Start-up trat unter dem Namen Burgenlachs an. Mit dem Standort änderte sich der Name. Waldlachs heißt jetzt das Unternehmen und die Marke, unter der im Jahr 2026 die ersten Fische verkauft werden.
3.000 Tonnen Lachs werden bald produziert – ein Drittel des aktuellen Verbrauchs in Österreich und 60 Prozent der gesamten heimischen Jahresproduktion von bisher 5.000 Tonnen Fisch.
Lachse sind im Nordatlantik, Nordpazifik und den in diesen mündenden Flüssen beheimatet. Junglachse schlüpfen in Flüssen und leben die ersten Monate als Süßwasserfisch. Dann wandern sie ins Meer und kehren erst mit drei bis sechs Jahren wieder zu ihrem Heimatfluss zurück, um dort zu laichen.
Aquakultur im Meer hat seit den 1990er-Jahren einen steilen Anstieg erlebt. An den Küsten Norwegens, Schottlands oder Chiles entstanden gigantische Anlagen. Heute wird schon mehr Fisch aus der Aquakultur verspeist als aus dem Fang von Wildfisch. Mit weltweit mehr als 2,7 Millionen Tonnen pro Jahr ist der Lachs der wichtigste Fisch für die Zucht.
Aquakultur wird kontrovers diskutiert. Kritisiert wird, dass zu viele Fische auf engstem Raum gehalten werden, nährstoffreiche Abwässer aus den Anlagen ins Meer gelangen und dort zu Überdüngung führen. Für die Fütterung wird oft Fischmehl und -öl aus Wildfang verwendet, was zur Überfischung beiträgt. Außerdem besteht die Gefahr, dass ausgebrochene Zuchtfische einheimische Arten verdrängen.
Auf der anderen Seite schützt der wachsende Anteil von Aquakultur die Bestände an wildem Fisch vor Überfischung. Und im Gegensatz zum traditionellen Fang per Schiff gibt es keinen Beifang, der verletzt zurück ins Meer geworfen oder entsorgt wird.
Bei der Lachszucht an Land muss viel Technik eingesetzt werden, um einen Lebensraum zu gestalten, in dem die Fische wachsen. Das System dafür wurde in Israel entwickelt.
Gegenüber der Aquakultur an der Küste bietet es eine Menge Vorteile: Es wird kein Meerwasser verschmutzt, die Lachse sind, anders als im Meerwasser, weder Parasiten noch Mikroplastik ausgesetzt. Der entscheidende Vorteil der landgestützten Aquakultur in Bezug auf Nachhaltigkeit ist aber der Wegfall von Transportwegen. Anstatt die Fische mit Lastwagen von Norwegen nach Österreich zu fahren, wachsen sie nahe bei den Händler:innen und Konsument:innen auf.
Auch die Anlage selbst wird nachhaltig und ressourcenschonend betrieben: Sie verbraucht nur wenig Wasser, 99 Prozent des eingesetzten Wassers wird wiederverwendet. Und sie verbraucht im Vergleich zu anderen Systemen nur ein Drittel der Energiemengen – und die wird mit Photovoltaik und Geothermie selbst erzeugt. Der anfallende Klärschlamm kommt als landwirtschaftlicher Dünger zum Einsatz, wird thermisch bzw. energetisch verwertet oder kompostiert.
Isst du gerne Fisch, willst aber die Fischbestände in den Ozeanen schonen, wirst du neben heimischer Forelle, Saibling oder Karpfen bald auch österreichischen Lachs im Handel finden. Übrigens: Durch einen höheren Fettgehalt schmeckt Zuchtlachs auch intensiver als Wildlachs.