Menschen stehen am Bahnsteig während die U-Bahn einfährt
Meine Mobilität

So bist du klimafreundlich mobil

Bus und Bahn, Elektromobilität, Sharing-Angebote oder die eigene Pedal-Kraft: Es gibt viele Möglichkeiten, umweltschonend unterwegs zu sein.

Lesedauer: 6 Min.

Der Autoverkehr ist einer der Hauptverursacher klimaschädlicher Treibhausgasemissionen – vor allem in Österreich: Mit 2.300 Kilogramm CO2 pro Kopf und Jahr liegen wir in der EU fast an der Spitze. Der CO2-Ausstoß  ist um 50 Prozent höher als der EU-Durchschnitt  von 1.545 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Das zeigt eine aktuelle Analyse des österreichischen Verkehrsverbands VCÖ auf Basis von Daten der Europäischen Umweltagentur. Nur Luxemburg steht mit 7.355 kg noch schlechter da.

Mit einigen Veränderungen im Alltag kannst du klimafreundlicher unterwegs sein. Wir haben ein paar Ideen zusammengetragen.

Öffentliche Verkehrsmittel statt Auto

Knapp jede zweite Autofahrt in Österreich ist kürzer als fünf Kilometer. Und meist sitzt nur eine Person im Wagen. Gerade bei kurzen Strecken lohnt sich der Wechsel zu anderen Verkehrsmitteln: Auf dem ersten Kilometer verbraucht ein Auto drei- bis viermal so viel Sprit als im Durchschnitt.

Ein Pkw mit Verbrennungsmotor setzt mit 216 Gramm 17-mal mehr Treibhausgase pro Person und Kilometer frei als die Bahn. Demgegenüber verursacht ein Linienbus weniger als 60 Gramm, die Bahn sogar nur 12,6 Gramm Treibhausgase pro Personenkilometer. Mit dem Online-Routenplaner der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) findest du schnell die beste Verbindung – auch in Nachbarländer. Um das Bahnfahren noch attraktiver zu machen, baut Österreich in den kommenden Jahren die Schieneninfrastruktur weiter aus. Im Zuge des ÖBB-Rahmenplans 2023–2028 investiert das Bundesministerium (BMK) in den kommenden sechs Jahren 19 Milliarden Euro ins Eisenbahnnetz.

Mit dem Klimaticket durch das Land

Seit Oktober 2021 kannst du mit dem „Klimaticket Ö” ein Jahr lang mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln durch ganz Österreich fahren. Ausgenommen sind nur touristische Angebote wie Waldviertelbahn, Wachaubahn, Schneebergbahn und Schafbergbahn. Das Klimaticket bekommst du hier online oder bei den Vertriebspartnern. Es kostet für ein Jahr regulär 1.095 Euro. Zum Vergleich: Allein die Kosten für Anschaffung und Betrieb eines Benzinautos der Mittelklasse summieren sich in Österreich pro Monat auf durchschnittlich 1.165 Euro.

Jugendliche unter 26 Jahren, Senioren und Menschen mit Behinderung zahlen 821 Euro. Für 110 Euro mehr kannst du ein Jahr lang bis zu vier Kinder zwischen sechs und 15 Jahren auf dein Klimaticket mitnehmen. Wenn du bis Ende des Jahres ein Klimaticket kaufst, bekommst du zusätzlich einen Monat geschenkt. Hast du bereits ein Klimaticket, erhältst du bei Verlängerung bis zum 30. Juni 2023 ebenfalls einen Klimamonat gratis dazu. Einige Bundesländer bieten auch regionale Klimatickets an. Informationen dazu findest du hier.

Übrigens: Als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter von Wüstenrot bekommst du einen Zuschuss zum Klimaticket von 50 Prozent. Du zahlst also nur die Hälfte. Das Angebot gilt vorerst vom 1.1.2023 bis zum 31.12.2023 für alle Tickets, die ab dem 1.1.2023 gekauft werden.

Buch „Österreich mit dem Klimaticket entdecken"
Buch „Österreich mit dem Klimaticket entdecken“

Im ersten Jahr haben sich bereits mehr als 200.000 Menschen in Österreich das Ticket gekauft – die Verkehrsunternehmen waren ursprünglich von rund 110.000 Kundinnen und Kunden ausgegangen. Der in Wien lebende Fotograf und Autor Reinhard Mandl hat sich das Klimaticket schon gleich zu Beginn gekauft und ein Jahr lang Österreich damit bereist. 20 Touren hat er mit Bus und Bahn gemacht, vom Burgenland bis nach Vorarlberg, von spontanen Tagesausflügen bis zu detailliert geplanten mehrtägigen Touren. Nachzulesen sind sie in seinem Buch „Österreich mit dem Klimaticket entdecken“ (Elsengold Verlag, 176 Seiten, 205 Abbildungen, 27,20 Euro).

Mikro-ÖV für dünn besiedelte Regionen

In Städten kommst du meist problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B. Auf dem Land ist das schwieriger. In vielen ländlichen und dünn besiedelten Regionen Österreichs gibt es inzwischen kleinräumige, nachfragebasierte Verkehrssysteme, kurz Mikro-ÖVs. Rund 250 Angebote gibt es bereits. Mit Gemeindebussen, Sammel- und Ruftaxis decken sie auch die sogenannte erste und letzte Meile ab, fungieren also als Zubringer zu Stationen des öffentlichen Nahverkehrs.

Europa nachhaltig entdecken

Innerhalb von Europa kannst du gut auf das Fliegen verzichten, Bahn und Fernbusse bringen dich deutlich klimafreundlicher in alle Länder. Mit einem Treibhausgas-Ausstoß von knapp 396 Gramm verursacht ein Fluggast pro Kilometer  31-mal mehr Emissionen als ein Bahnfahrer. Wenn du im Urlaub quer durch Europa fahren willst, lohnt sich möglicherweise ein Interrailticket. Mehr Infos dazu findet du in diesem Artikel.

Über die Bahntarife innerhalb von Europa und besondere Angebote kannst du dich auch auf der Plattform „Anderswo“ informieren. Im ÖBB Nightjet und Partnerbahnen kannst du auf einigen Strecken – zum Beispiel von Graz nach Zürich und von Zürich nach Zagreb – auch dein Auto oder Motorrad mitnehmen. Weitere Informationen findest du hier.

Wenn motorisiert, dann elektrisch

Ein E-Auto wird aufgeladen
E-Auto: am besten mit Strom aus erneuerbaren Energien.

Wenn du aufs Auto nicht verzichten willst, dann fährst du elektrisch sehr viel klimafreundlicher als mit einem Benzin- oder Diesel-Pkw. Ein weiterer Beitrag zu diesem Thema zeigt die Förderung von Photovoltaik, die bei der nachhaltigen Produktion des benötigten Stroms eine entscheidende Rolle spielt. E-Pkw verursachen beim derzeitigen österreichischen Strommix im Schnitt nur 87,6 Gramm Treibhausgase pro Personenkilometer. Auch elektrisch betriebene Mopeds und Motorräder sind deutlich klimafreundlicher als solche mit Verbrennungsmotor. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach E-Fahrzeugen vor allem seit 2017 kontinuierlich steigt – wenn auch noch auf niedrigem Niveau. Aktuell sind auf Österreichs Straßen circa 103.265 elektrisch betriebene Pkw unterwegs, das sind zwei Prozent des Gesamtbestands. Die Zahl öffentlicher Ladepunkte in ganz Österreich liegt mittlerweile bei über 15.660. Eine entsprechende Karte findest du hier. Auch in den angrenzenden Ländern nimmt der Ausbau der Ladeinfrastruktur inzwischen Fahrt auf. Einen Überblick über alle Ladestationen in Europa und darüber hinaus findest du hier.

 Um den Absatz anzukurbeln, hat das Bundesklimaschutzministerium in Zusammenarbeit mit Automobil- und Zweiradimporteuren sowie dem österreichischen Sportfachhandel 2021 die E-Mobilitätsoffensive ins Leben gerufen. Dafür wurden allein im Jahr 2022 insgesamt 167,2 Millionen Euro für den Kauf von Elektrofahrzeugen zur Verfügung gestellt. Bedingung ist, dass die Fahrzeuge zu 100 Prozent mit Strom oder Wasserstoff aus erneuerbaren Energien fahren. Förderberechtigt sind Privatpersonen sowie Betriebe, Gebietskörperschaften und Vereine. Die Anschaffung eines Elektro-Pkw wird beispielsweise mit bis zu 5.000 Euro bezuschusst, für eine E-Moped gibt es bis zu 800 Euro, für ein E-Motorrad bis zu 1.900 Euro. Für die „Förderungsaktion E-Mobilität für Private 2022“ sind die Mittel allerdings bereits ausgeschöpft. Das Budget soll jedoch aufgestockt werden. Halt dich hier auf dem Laufenden.

Carsharing

Carsharing
Auto für ab und zu: Carsharing

Wenn du nur ab und zu ein Auto brauchst, könntest du über Carsharing nachdenken. Das ist vor allem bei kurzen Distanzen deutlich günstiger, als ein eigenes Auto zu besitzen. Wer weniger als 12.000 Kilometer pro Jahr mit dem Auto fährt, ist mit Carsharing günstiger unterwegs als mit dem eigenen Auto. Auch um Wartung und Pflege musst du dich nicht kümmern. Du kannst zudem flexibel ein größeres Fahrzeug nutzen, wenn du etwas zu transportieren hast, und ein kleines, wenn du nur mal die Schwiegermutter zum Arzt fahren willst. Viele Anbieter haben auch (oder sogar ausschließlich) E-Autos im Programm. Einen Überblick über kommerzielle Carsharing-Angebote in Österreich findest du hier

Mit und ohne Unterstützung: das Fahrrad

Radfahrerin
40 Prozent der Arbeitnehmer könnten mit dem Rad zur Arbeit fahren.

Eine besonders klimafreundliche und zugleich gesunde Alternative zum Auto ist das Fahrrad. Etwa 40 Prozent der Erwerbstätigen in Österreich wohnen weniger als fünf Kilometer von ihrem Arbeitsplatz entfernt. Eine solche Distanz eignet sich in der Regel gut als Fahrradstrecke. Mit einem elektrisch betriebenen Drahtesel kannst du auch hügelige Strecken oder Distanzen von zehn bis 15 Kilometern einfach bewältigen.Und mit einem Lastenrad oder einem Anhänger kannst du Kinder oder Einkäufe transportieren. Und hier liest du, mit welcher Ausstattung du sicher im Sattel unterwegs bist.

Aktuell liegt der Anteil des Radverkehrs in Österreich bei sieben Prozent, bis 2030 sollen es 13 Prozent sein. Das ist das Ziel des Bundesministeriums für Klimaschutz. Damit mehr Menschen aufs Fahrrad steigen, haben sich Bund, Länder und Gemeinden 2022 darauf geeinigt, stärker in den Ausbau der Radinfrastruktur zu investieren und die Förderung des Radverkehrs besser zu koordinieren. Zugleich hat das Bundesverkehrsministerium den Fördertopf für Radverkehrsprojekte von Ländern, Städten, Gemeinden und Unternehmen mit 60 Millionen pro Jahr gefüllt. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es nur vier Millionen Euro.

Transportrad-Sharing

Wenn du mit dem Fahrrad etwas transportieren willst, aber kein eigenes Lastenrad hast, kannst du in deiner Stadt oder Gemeinde vielleicht eines ausleihen. Über die Initiative Klimaentlaster geht das sogar kostenlos. Auf der Plattform Radverteiler findest du alle Standorte und Lastenrad-Typen.

Zu Fuß unterwegs

Nicht zuletzt sind kannst du viele Strecken auch zu Fuß gehen – ein Viertel unserer täglichen Wege sind nicht einmal 2,5 Kilometer lang. Das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für deine Gesundheit.

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