Österreich wird immer weiter zugebaut. Das hat viele negative Folgen – für die Landwirtschaft, Artenvielfalt, Klima und die Lebensqualität.
Die Zersiedelung Österreichs schreitet voran. Tag für Tag wird eine Fläche von 11,5 ha „verbraucht”, das sind 115.000 m² und entspricht 16 Fußballfeldern. Im Laufe eines Jahres kommt so eine Fläche von 42 km² zusammen. Das entspricht der Größe von Eisenstadt. Der Flächenverbrauch von 11,5 ha pro Tag ist damit noch weit entfernt den 2,5 ha pro Tag, die sich die Bundesregierung bis 2030 zum Ziel gesetzt hat. Der Flächenverbrauch fällt von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich aus. Am höchsten ist er mit 3,3 ha pro Tag in Oberösterreich, am niedrigsten ist er in Salzburg (0,4 ha), Vorarlberg (0,4 ha) und Wien (0,2 ha). Auf jeden Österreicher kommen bereits 268 m² „versiegelte” also bebaute Fläche.
Von Flächenverbrauch oder -inanspruchnahme spricht man, wenn Boden für Wohnen, Gewerbe, Verkehr, Freizeiteinrichtungen, Deponien, Abbauflächen und Kraftwerksanlagen genutzt wird. Ungefähr 41 Prozent dieser verbrauchten Flächen werden auch versiegelt, also bebaut. Der Bodenverbrauch geht hauptsächlich auf Kosten der Landwirtschaft. Dadurch kann sich Österreich immer weniger selbst versorgen, die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten steigt. Der jährliche Verlust von Ackerland entspricht dem Nahrungsbedarf von etwa 20.000 Menschen.
Der Verlust von Boden hat viele weitere Auswirkungen: Durch den Straßenbau werden die Lebensräume von Pflanzen und Tieren zerschnitten. Das führt zur Abwanderung oder dem Verschwinden von Arten. Während unversiegelter Boden Wasser speichern kann, erhöht die Versiegelung von Böden in gefährdeten Gebieten die Gefahr von Überschwemmungen. Die Bebauung führt außerdem zu einer Erhöhung der Staubbelastung und zu steigenden Temperaturen in bebauten Gebieten. Die Zersiedelung, zum Beispiel durch den Trend zum Eigenheim „auf der grünen Wiese” bringt ein erhöhtes Verkehrsaufkommen mit sich. Alle diese Faktoren sind nicht nur schlecht für Umwelt und Klima, sondern beeinträchtigen auch die Lebensqualität der Österreicher.
Eine mögliche Lösung: Flächenverbrauch bekommt einen Preis. Ähnlich wie für CO2-Emissionen könnten Zertifikate für Neubauflächen ausgegeben werden. Diese würden vom Staat je nach Einwohnerzahl an die Gemeinden ausgegeben. Die könnten sie dann nutzen, sie sparen, zukaufen oder überschüssige an andere Gemeinden verkaufen. Eine Bebauung außerhalb der Ortskerne wäre so bis zu einer gewissen Grenze gratis. Darüber hinaus müssten Zertifikate gekauft werden. Die Gemeinde erhalten dadurch einen Anreiz, innerhalb der Ortskerne zu bauen anstatt außerhalb.